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Ehemaliger Linken-Chef Bisky tot

Marcel Fürstenau13. August 2013

Kurz vor seinem 72. Geburtstag ist der erste Parteivorsitzende der Linken, Lothar Bisky, gestorben. Der ostdeutsche Kulturwissenschaftler war auch eine prägende Figur der Vorgängerpartei PDS.

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Der ehemalige Linken-Chef Lothar Bisky auf einem Schwarz-Weiß-Bild aus dem Jahre 2008 (Foto: picture-alliance/dpa))
Lothar BiskyBild: picture-alliance/dpa

Am 17. August hätte Lothar Bisky Geburtstag gehabt, nun ist er wenige Tage vorher gestorben. Das teilte der Vorsitzende der Linken-Fraktion im Deutschen Bundestag, Gregor Gysi, in "tiefer Trauer" mit. Biskys Wirken war vor allem für die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) von entscheidender Bedeutung. Die PDS war Ende 1989 aus der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) hervorgegangen, der er seit 1963 angehört hatte. Mehrmals wurde Bisky zum PDS-Vorsitzenden gewählt, erstmals 1993 als Nachfolger von Gregor Gysi. Das Amt hatte er dann bis Oktober 2000 inne.

Als die PDS bei der Bundestagswahl 2002 den Einzug ins Parlament verpasste, stand die von Flügelkämpfen zerrissene Partei vor einem Scherbenhaufen. Als Retter in der Not ließ sich Bisky in die Pflicht nehmen und wurde 2003 erneut PDS-Chef. Vier Jahre später, 2007, führte er die ostdeutsche PDS mit der westdeutschen Wahlalternative für Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) zur gesamtdeutschen Linken zusammen. Bisky und der frühere SPD-Chef Oskar Lafontaine wurden zu gleichberechtigten ersten Vorsitzenden gewählt. Die junge Partei erreichte bei der Bundestagswahl im September 2009 mit 11,9 Prozent ein überraschend gutes Ergebnis.

Lothar Bisky gehörte dem neuen Bundestag nicht mehr an, weil er sich im Sommer desselben Jahres erfolgreich um ein Mandat im Europa-Parlament beworben hatte. Dort wurde er Vorsitzender der Linken-Fraktion. Im März 2012 gab er dieses Amt aus gesundheitlichen Gründen ab. Bereits 2010 war seine Zeit als Linken-Vorsitzender zu Ende gegangen.

Außenminister Westerwelle würdigt Biskys "Liebe zur Kultur"

In einer gemeinsamen Presseerklärung der Partei- und Fraktionsspitze würdigt die Linke Bisky als "streitbaren und solidarischen Genossen und einen Ratgeber". Deutschland verliere einen "großen Mitgestalter" der Gegenwart, Europa einen "engagierten Kämpfer" für das Projekt einer politischen, sozialen und wirtschaftlichen Einigung des Kontinents.

Die Vorsitzenden der Grünen, Claudia Roth und Cem Özdemir, würdigten Bisky als einen "geschätzten Kollegen", dem es am Herzen gelegen habe, mit seinem Politikstil "Brücken zu bauen und vorhandene Gräben zu überwinden". Außenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte, er habe ich an Bisky "seine Kollegialität, seine Verbindlichkeit und seine Liebe zur Kultur geschätzt". Lothar Biskys Sohn Norbert ist ein erfolgreicher zeitgenössischer Maler, von dem auch Westerwelle ein Werk besitzt.

Redner auf der Großdemonstration auf dem Alexanderplatz

Lothar Bisky wurde 1941 mitten im Krieg in Zollbrück in Hinterpommern geboren und erlebte als Kind Armut und Vertreibung. Von Schleswig-Holstein ging er 1959 in die DDR, wo er bessere Perspektiven für sich sah. Er studierte Philosophie und Kulturwissenschaften in Berlin und Leipzig. Anschließend promovierte Bisky und wurde 1975 habilitiert. Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn war die Zeit als Rektor der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg.

Während der friedlichen Revolution in der DDR gehörte er am 4. November 1989 zu den Rednern der Großdemonstration auf dem Berliner Alexanderplatz. Dort plädierte er vor einer halben Million Menschen fünf Tage vor dem Fall der Berliner Mauer für einen demokratisch reformierten Sozialismus. An ein Ende der DDR dachte Bisky dabei nicht.

In der PDS gehörte er dann früh zu den Befürwortern von Regierungsbeteiligungen auf Landesebene. Im Osten erreichte die PDS, später die Linke dieses Ziel mehrmals in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. Aktuell bildet die Partei in Brandenburg eine Koalition mit der SPD. Im Potsdamer Landtag war Bisky von 1990 bis 2005 Abgeordneter und vorübergehend Vizepräsident des Parlaments.