Ehrenoscar für Michael J. Fox
20. November 2022Michael J. Fox sprach von einer "völlig unerwartete Ehre". Als 29-Jähriger erkrankte der Schauspieler 1991 an Parkinson - einer degenerativen Nervenerkrankung, die bei den Betroffenen unkontrollierbares Zittern und kognitive Probleme verursacht. Sieben Jahre später machte Fox seine Erkrankung öffentlich und gründete eine Parkinson-Stiftung. Rund eine Milliarde Euro gingen dort bisher ein.
"J. Fox' unermüdlicher Einsatz für die Erforschung der Parkinson-Krankheit und sein grenzenloser Optimismus sind ein Beispiel dafür, wie ein einzelner Mensch die Zukunft von Millionen Menschen verändern kann", begründete Academy-Präsident David Rubin den Ehrenoscar für den mittlerweile 61-Jährigen Fox, der sich nach mehreren Stürzen vor zwei Jahren endgültig aus der Schauspielerei zurückzog. International berühmt hatte ihn seine Rolle als zeitreisender Schüler Marty McFly in den "Zurück in die Zukunft"-Filmen gemacht.
Fox begründete sein Engagement in der Parkinson-Stiftung mit den Worten: "Es ist mir bewusst geworden, dass alles, was mir gegeben wurde - Erfolg, mein Leben mit Tracy, meine Familie - mich auf diese tiefgreifende Chance und Verantwortung vorbereitet hat. Es war ein Geschenk." Fox und seine Frau Tracy sind seit 1988 verheiratet und haben vier Kinder. Die Familie war bei der Preisverleihung anwesend.
Nach dem César ein Oscar
Neben Fox wurden noch drei weitere Persönlichkeiten geehrt, "die einen unauslöschlichen Beitrag zum Film und zur Welt im Allgemeinen geleistet haben", hieß es. Die Arbeit der französischen Filmregisseurin und Drehbuchautorin Euzhan Palcy habe eine bahnbrechende Bedeutung für die internationale Kinogeschichte, so Rubin. Palcy hatte 1983 mit Hilfe des Kultregisseurs François Truffaut ihr Historiendrama "Die Straße der Negerhütten" gedreht und dafür den Filmpreis César für das beste Erstlingswerk bekommen.
Palcy war auch die erste schwarze Frau, unter deren Regie in Hollywood ein Film entstand: "Weiße Zeit der Dürre" aus dem Jahr 1989, u.a. mit Susan Sarandon Donald Sutherland und Marlon Brando, handelt vom blutig niedergeschlagen Schüleraufstand in Soweto 1976 während der Apartheid in Südafrika. Die heute 64-jährige Palcy hat sich in ihren Filme immer wieder mit dem Thema Rassismus auseinandergesetzt und die anhaltenden Auswirkungen des Kolonialismus beleuchtet.
34 Jahre auf den Oscar gewartet
Auch die US-amerikanische Komponistin Diane Warren erhielt einen Ehrenoscar. Ihre Musik und ihre Texte hätten die "emotionale Wirkung unzähliger Filme verstärkt und Generationen von Musikern inspiriert", urteilte die Jury. Weltberühmt aus ihrer Feder sind Songs wie "Because You Loved Me", gesungen von Celine Dion im Film "Aus nächster Nähe" sowie "I Don't Want to Miss a Thing von Aerosmith" aus "Armageddon". Warren gewann schon einen Grammy und den Golden Globe, aber der Oscar fehlte ihr noch. Insgesamt 13 Mal war sie bereits nominiert, hatte bislang aber noch nie einen gewonnen. "Ich habe 34 Jahre darauf gewartet, das zu sagen: Ich möchte der Akademie danken", sagte Warren bei der Preisverleihung.
Der vierte Ehrenoscar ging an den Australier Peter Lindsay Weir, er sei "ein Regisseur von höchster Kunstfertigkeit, dessen Werk uns daran erinnert, dass der Film die ganze Bandbreite menschlicher Erfahrungen offenbaren kann". Zu seinen bekanntesten Filmen zählen "Picknick am Valentinstag", "Der Club der toten Dichter" und "Die Truman Show".
Nur ein Trostpreis?
Bereits im Sommer waren die Preisträger bekanntgegeben worden, am Samstagabend (19.11.29022) wurden die Trophäen bei einer feierlichen Gala in Los Angeles übergeben. Spötter meinen immer wieder, der Ehren-Oscar werde an all diejenigen verliehen, die bei den "normalen" Oscars immer leer ausgegangen seien. Er sei also nur eine Art Wiedergutmachung. Die diesjährigen Preisträger freuten sich trotzdem über die Auszeichnung.
Als in den USA 1929 mit dem Oscar der berühmteste Filmpreis der englischsprachigen Welt eingeführt wurde, entstanden auch die Ehren-Oscars. Die ersten bekamen Charlie Chaplin und das Film-Produktionsstudio "Warner Brothers", weil Warner damals den ersten Tonfilm zur Aufführung in die Lichtspielhäuser gebracht hatte: "The Jazz Singer". Seit 1990 gibt es keinen Ehren-Oscar mehr für Studios oder Filme, sondern nur noch für Einzelpersonen.
suc/hf (dpa, ap)