Blutiger Tag in Donezk
14. März 2014Das umstrittene Referendum auf der ukrainischen Krim-Halbinsel über einen Anschluss an Russland rückt näher, die Nervosität nimmt zu, gerade im russischsprachigen Teil der Ukraine: Im Zentrum der Auseinandersetzungen am Donnerstagabend noch einmal Donezk, wo vergangene Woche Anhänger Russlands drei Tage lang den Sitz der Regionalverwaltung besetzt hielten. Dann wurden sie von den Sicherheitskräften vertrieben und der selbsternannte "Volksgouverneur" Pawel Gubarew abgeführt. Nun gab es das erste Todesopfer seit Beginn der Krim-Krise.
Im Handgemenge erstochen
Im Zentrum von Donezk hatten sich etwa tausend Anhänger der pro-europäischen Übergangsregierung in Kiew versammelt, um gegen eine Aufspaltung des Landes zu demonstrieren. Kurz nach Beginn der Kundgebung tauchten doppelt so viele Befürworter einer Annäherung an Moskau auf und einigen der pro-russischen Demonstranten gelang es, die Polizeikette zu durchbrechen. Offenbar bei dem darauf folgenden Handgemenge wurde ein 22-jähriger Demonstrant erstochen, wie die Rettungskräfte mitteilten. Nach ihren Angaben gab es zudem zahlreiche Verletzte.
Währenddessen verstärkt Russland seine militärische Präsenz auf der Schwarzmeerhalbinsel Krim. Panzer-, Artillerie- und Infanterieeinheiten in den an die Ukraine angrenzenden Regionen Rostow, Belgorod und Kursk hielten Geländeübungen ab, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die Übungen sollten bis Ende März dauern. Den Angaben zufolge beteiligen sich 8500 Soldaten an dem Manöver.
Kerry hofft auf Kompromiss in letzter Minute
Auf der Krim soll die Bevölkerung am Sonntag in einem Referendum über einen möglichen Beitritt zu Russland abstimmen. Die Europäische Union und die USA wollen die Abstimmung nicht anerkennen. US-Außenminister John Kerry berät an diesem Freitag erneut mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow. Zwei Tage vor dem Referendum über einen Anschluss der Schwarzmeer-Halbinsel an Russland will Kerry bei dem Treffen in der britischen Hauptstadt London nochmals versuchen, Moskau in letzter Minute doch noch zum Einlenken zu bewegen.
Russlands Präsident Wladimir Putin wies angesichts der andauernden Kritik an ihm den Vorwurf zurück, er habe die Krise in der Ukraine bewusst eskalieren lassen. Russland sei nicht der Anstifter der jüngsten Entwicklungen, betonte Putin am Rande der Paralympics in Sotschi.
haz/SC (dpa, rtr, afp, APE)