Entführer von Daniel Pearl soll freikommen
24. Dezember 2020Das oberste Gericht der pakistanischen Provinz Sindh hat die Freilassung des Entführers des ermordeten US-Journalisten Daniel Pearl angeordnet. Dies bestätigte der Anwalt von Ahmed Omar Said Scheich auf Anfrage. Scheich war 2002 wegen Entführung und Ermordung Pearls schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt worden. Drei weitere Männer wurden damals als Helfer zu lebenslanger Haft verurteilt.
Die Ermordung des 38 Jahre alten "Wall Street Journal"-Reporters hatte weltweit Empörung ausgelöst. Pearl war in Pakistan, um über das benachbarte Afghanistan nach dem Sturz des Taliban-Regimes zu berichten. Er war 2002 in der südpakistanischen Stadt Karatschi entführt und getötet worden. Die Täter veröffentlichten ein Video, auf dem zu sehen war, wie Pearl enthauptet wurde.
Die Strafe für Entführung ist verbüßt
2007 sagte einer der führenden Köpfe der Terrororganisation Al-Kaida, Chalid Scheich Mohammed, vor einem US-Militärtribunal, er habe Pearl persönlich enthauptet. Später gab es allerdings Zweifel, ob er die Wahrheit gesagt hatte. Chalid Scheich Mohammed wird seit Jahren in Guantanamo festgehalten. Es ist unklar, ob sein Geständnis unter Folter zustande kam.
Nach mehr als 18 Jahren war im April das Todesurteil gegen Ahmed Omar Said Scheich aufgehoben worden.Das Gericht in der Provinz Sindh kam zu dem Schluss, dass die Verurteilung wegen Mordes auf fehlerhaften Beweisen beruhte. Stattdessen verhängte das Gericht eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren wegen Entführung, die er seit seiner Inhaftierung bereits verbüßt hat. Die drei verurteilten Mittäter wurden ebenfalls freigesprochen.
Gericht stellt sich gegen Regierung
Im Anschluss an den Freispruch hatte die pakistanische Regierung jedoch eine mehrmonatige Sicherungsverwahrung der vier Männer angeordnet. Diese Entscheidung wurde von dem Gericht jetzt annuliert, mit dem Verweis, die Verwahrung aufgrund von Terrorismusgefahr sei von Seiten der Behörden nicht ausreichend begründet worden. Sowohl Pearls Familie als auch die Behörden haben am Obersten Gerichtshof Pakistans Einspruch gegen das Urteil eingelegt.
nob/gri (dpa, afp)