Erdogan wettert gegen Empfängnisverhütung
30. Mai 2016Mit Blick auf Methoden der Geburtenkontrolle sagte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan in Istanbul: "Keine muslimische Familie kann so eine Geisteshaltung haben." Bei einer Veranstaltung der Jugend- und Bildungsstiftung Türgev rief er seinen Landsleuten vielmehr zu: "Wir werden unseren Nachwuchs mehren." Erdogan fügte in einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache hinzu: "Wir werden jenen Weg beschreiten, den mein Gott und der verehrte Prophet vorgeben."
Zuhörer applaudierten dem Präsidenten und riefen: "Wir sind stolz auf Dich." Erdogan sagte weiter: "Die wichtigste Aufgabe kommt hier den Müttern zu. (...) Deshalb küsst man die Füße der Mütter. Dort findet man den Duft des Paradieses. Dort liegt das Paradies. Nicht bei den Vätern."
"Betrug" an der Nation
Erdogan hat sich bereits wiederholt öffentlich zu diesem Themenkreis geäußert. 2014 bezeichnete er Empfängnisverhütung als "Betrug" an der Nation. Jede türkische Familie sollte mindestens drei Kinder haben, am besten sogar noch mehr. Der 62-Jährige hält sich an die Vorgabe: Er ist Vater zweier Mädchen und zweier Jungen. Der Gründer der regierenden konservativen Partei AKP setzt sich für ein restriktives Abtreibungsrecht und gegen den Gebrauch der 'Pille danach' ein. Die Türkei hat schätzungsweise 79 Millionen Einwohnern und verzeichnet ein starkes Bevölkerungswachstum. Kritiker haben Erdogan immer wieder vorgeworfen, die säkulare Türkei islamisieren zu wollen.
Erdogans Frau Emine forderte in Istanbul Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Berufsleben. "Wir müssen in jedem Aspekt Geschlechtergerechtigkeit aufbauen", sagte die türkische 'First Lady' nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Ihr Ehemann hatte im November 2014 deutlich gemacht, dass Frauen und Männer seiner Ansicht nach im Arbeitsleben nicht vollständig gleichberechtigt sein können. "Sie können eine Frau nicht in die gleiche Position wie einen Mann bringen", sagte Erdogan damals laut Anadolu. "Das widerspricht der menschlichen Natur."
kle/rb (dpa, afp)