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Erfolg für den Mann aus der Provinz

16. Juni 2002

In Frankreich hat die bürgerliche Rechte um Präsident Chirac die Parlamentswahl haushoch gewonnen. Dies ist auch ein Triumph für den amtierende Premierminister Jean-Pierre Raffarin. Ein Porträt.

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Jean-Pierre RaffarinBild: AP

Im Gegensatz zum elitären Pariser Polit-Establishment kommt der neue Ministerpräsident Frankreichs, Jean-Pierre Raffarin, aus der Provinz. Und er macht auch kein Hehl daraus. Das kommt gut an bei den Bürgern.

Statt einer Elite-Kaderschmiede absolvierte Raffarin eine Pariser Business-School und verdiente sich seine ersten Meriten in einem Public-Relations-Unternehmen, bevor er in die Politik wechselte.

Außenseiter in Spitzenposition

Mit Raffarin hat nun ein Politiker in Paris das Sagen, der bislang nicht zum inneren Zirkel der Macht zählte. Im politischen Paris war seine politische Arbeit an der Basis bislang eher belächelt worden. Doch sein Blick ist keineswegs aufs Ländliche beschränkt: Von 1989 bis 1995 saß der Konservative im Europaparlament. Später wurde er in den französischen Senat gewählt und führte zudem den Regionalrat von Poitou-Charentes im Westen Frankreichs.

Arbeit an der regionalen Basis

Nach dem Verlust seines Ministeramtes 1997 hatte sich Raffarin mit anderen Konservativen zu einem losen Diskussionskreis namens Dialog und Initiative zusammengeschlossen. Statt ihre Reformideen in der Hauptstadt zu präsentieren, stellten die Politiker ihre Vorschläge in Diskussionsforen in der Provinz vor.

Mit seinen Vorschlägen zu einer neuen Regierungsweise und der Rolle der Zivilgesellschaft in der politischen Willensbildung traf der Liberal-Konservative, der nicht Mitglied der neogaullistischen RPR von Präsident Jacques Chirac ist, offenbar den Nerv der Bevölkerung.

Raffarins Reformideen

Er möchte die von seinem sozialistischen Vorgänger Lionel Jospin eingeführte 35-Stunden-Woche flexibler gestalten sowie kleine und mittelständische Betriebe stärker fördern. Zudem sollen kleine Ministerien wie die für Tourismus und Wohnungsbau aufgelöst und deren Kompetenzen den Provinzen übertragen werden.

Die vergangenen sechs Wochen hat er offenbar gut zu nutzen gewusst, um den Schwung aus Chiracs Wahlsieg in konkrete politische Arbeit mit nachvollziehbaren Konturen umzusetzen. Denn sonst hätten die Wähler ihm eine deutliche Abfuhr erteilt und Chirac hätte weiter mit der ungeliebten 'Cohabitation' vorlieb nehmen müssen. (arn)