Erinnerungen an Uwe Seeler
"Uns Uwe": Nur wenige Fußballer haben sich über Jahrzehnte einen Ruf erworben wie der Hamburger Uwe Seeler. Er war Ehrenspielführer der Nationalelf und Ehrenbürger der Hansestadt. Der HSV machte ihm nicht nur Freude.
Mit Mütze, mutiger Blick
Uwe Seeler (mit Mütze, vorne) wird am 5. November 1936 als drittes Kind von Anni und Erwin Seeler in Hamburg geboren. Auch sein Vater ist in der Hansestadt vor dem Zweiten Weltkrieg ein populärer Fußballer, 1946 meldet er seine Söhne Uwe und Dieter beim HSV an. Nach dem Krieg und dem Volksschulabschluss macht der junge Uwe bei Schier, Otten & Co. eine Lehre als Speditionskaufmann.
Der Ball sucht ihn
1953 macht Uwe Seeler für den Hamburger SV sein erstes Punktspiel - im Alter von 16 Jahren. Danach wird die Mannschaft neunmal in Folge Norddeutscher Meister. 1963 dann der erste Karriere-Höhepunkt: Mit einem 3:0 gegen Borussia Dortmund (Bild oben) holt sich der HSV den DFB-Pokal. 1963/1964 startet die Bundesliga: Seeler wird mit 30 Treffern Torschützenkönig.
Debüt im Nationaltrikot
Bundestrainer Sepp Herberger legt dem jungen Uwe Seeler tröstend den Arm um die Schulter. Es ist der 16. Oktober 1954, Halbzeit im Freundschaftsspiel gegen Frankreich, und Seeler feiert sein Debüt im Nationaltrikot. Der Trost ist an dem Tag auch nötig: Die Partie geht 1:3 verloren. Doch für "Uns Uwe" soll es der Beginn einer langen Karriere in der Nationalelf sein.
Von Hamburg in die Welt
Auch mit seinem HSV feiert Seeler weitere Erfolge. 1968 zieht der Verein in das Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger ein - verliert jedoch gegen den AC Mailand mit 0:2. Die Trophäe holt im Mailänder Trikot auch der Deutsche Karl Heinz Schnellinger (l.), der nach dem Abpfiff tröstende Worte für den längst prominenten Stürmer aus Hamburg übrig hat.
Schwer verletzt - die Achillessehne
1965 steht die Karriere von Uwe Seeler auf der Kippe. Im Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt zieht sich der Stürmer einen Achillessehnenriss zu. Seeler muss operiert werden. Einen Monat nach der Verletzung verlässt er auf Krücken gemeinsam mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter eine Privatklinik in Hamburg. Ob er wieder der Alte wird? Das fragen sich damals viele Fans.
Er kommt zurück - und wie
Der Kapitän der Nationalmannschaft wird rechtzeitig wieder fit, um die deutsche Elf mit dem entscheidenden Treffer zum 2:1 gegen Schweden das Ticket zur WM-Endrunde 1966 in England zu sichern. Ein fulminantes Comeback, mit dem nach der schweren Verletzung nicht unbedingt zu rechnen war.
Verloren - und doch ein Sieger
Das legendäre Endspiel der Weltmeisterschaft im Londoner Wembley-Stadion verlässt Uwe Seeler nicht als Sieger. 4:2 nach Verlängerung gewinnen die Engländer, dabei fällt auch das Tor, das keines war. Und Seeler wird von einem einheimischen Ordnungshüter vom Platz begleitet. Die Enttäuschung ist groß, aber nie wieder wird ein Vize-Weltmeister derart Fußball-Geschichte schreiben.
Mit dem Hinterkopf
Zwischenzeitlich hat Seeler seinen Rücktritt als Nationalspieler erklärt, aber auf Drängen von Bundestrainer Helmut Schön kehrt er ins Team zurück. Bei der WM-Endrunde 1970 trifft der nun 33-Jährige gegen Marokko und Bulgarien - und im Viertelfinale gegen England: Das Tor zum 2:2, erzielt mit dem Hinterkopf, ist wohl sein kuriosestes im Nationaltrikot. Am Ende gewinnen die Deutschen 3:2.
Auf den Schultern der Hamburger
Am 1. Mai 1972 gibt Uwe Seeler seinen Abschied im Volksparkstadion: Nach seinem letzten Spiel im Trikot des HSV wird er von den Hamburgern auf Schultern getragen. Eine Europa-Auswahl gewinnt gegen den HSV mit 7:3. Seeler trifft zweimal.
Erfolgreicher Geschäftsmann
Auch nach seiner sportlichen Laufbahn macht Uwe Seeler eine ansehnliche Figur: als Geschäftsmann und Werbeträger. Der Inhaber einer Tankstelle arbeitet zudem als Repräsentant für den Sportartikelhersteller Adidas. Sein alter Bundestrainer Sepp Herberger hat ihm den Job vermittelt. Später kommen zahlreiche Ehrenämter hinzu.
Drei Große, in Hamburg vereint
Fritz Walter, Franz Beckenbauer und Uwe Seele - drei Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Dass der "Kaiser" Beckenbauer ausgerechnet im Trikot des HSV am 1. Juni 1982 im Volksparkstadion seinen Abschied von der Fußball-Bundesliga feiert, freut den Hamburger Seeler besonders.
Der Präsident - kann auch nicht helfen
Von 1995 bis 1998 ist Uwe Seeler Präsident des HSV. Für den längst krisengeschüttelten Verein erscheint der prominente Ex-Spieler auf den ersten Blick als eine Idealbesetzung. Doch vermag es Seeler nicht, das Ruder seines Vereins in den schweren Jahren herumzureißen. Und was Seeler oft von der Tribüne des Stadions aus auf dem Rasen sieht, kann ihm nicht gefallen.
Punkte nicht als Weihnachtsgeschenk
Am 5. November 2016 wird Uwe Seeler in seinem Volksparkstadion noch einmal gebührend empfangen. Das Idol feiert seinen 80. Geburtstag. Ein wenig getrübt wird das Fest da bereits von Abstiegssorgen. Seeler kommentiert die Not in der ihm eigenen Weise: "Wir müssen da jetzt durch. Punkte gibt es nicht als Weihnachtsgeschenk." 2018 nutzt auch Seelers mentaler Beistand nichts mehr: Der HSV steigt ab.
Der Familienmensch
1959 haben Uwe und Ilka Seeler geheiratet. Die beiden hatten sich auf einem Silvesterball kennengelernt. Drei Töchter und sieben Enkel bereiten dem Ehepaar Seeler - hier bei einer Festveranstaltung, in der Uwe seine Funktion als "Ehren-Alster-Schleusenwärter" wahrnimmt - viel Freude. Sein Enkel Levin Öztunali spielt als Bundesliga-Profi bei Union Berlin.