Zwischen Dracula und Disco-Pop
Wer gewinnt den 58. Eurovision Song Contest (ESC) - die barfüßige dänische Elfe Emmelie, der in höchsten Tonlagen jaulende "Graf Dracula" aus Rumänien oder vielleicht doch die deutsche Disco-Pop-Formation Cascada? Frontfrau Natalie Horler (Artikelbild) wird an Startnummer elf für Deutschland mit dem Lied "Glorious" antreten. Beim Finale an diesem Samstag (21.00 Uhr, ARD) soll ihr Kostüm wieder kurz werden, dazu trägt sie eine lange Schleppe und Glitzer-Pumps. Das Dance-Pop-Lied hatte dem Vernehmen nach schon bei den Proben für Stimmung in der Halle gesorgt.
Ein skandinavisch-osteuropäischer Kampf?
Aber vor dem Finale führt die 20-jährige Emmelie de Forest mit "Only Teardrops" so überlegen auf den Listen der Buchmacher und Experten, dass vielleicht nur eine schwache Tagesform oder ein böses Malheur ihr den Sieg noch nehmen kann. Barfuß, weißes, wehendes Kleidchen, mit wirrer Mähne um den Kopf - wie die blonde Cousine der Roten Zora präsentierte die 20-Jährige bereits im Halbfinale das eingängige Pop-Lied "Only Teardrops", umgarnt von Flötenspielern und Trommlern.
Ebenfalls große Hoffnungen ruhen auf dem Beitrag aus Norwegen, einer Elektropop-Nummer der blonden Sängerin Margaret Bergermit "I Feed You My Love". Hoch im Kurs stehen zudem die Waldfeen-Darbietung von Zlata Ognevich aus der Ukraine, das Lied des Schönlings Farid Mammadov aus Aserbaidschan sowie die Ballade der Russin Dina Garipova.
Von Dracula bis zum Kinderarzt
Immer mehr zum Geheimtipp gemausert hat sich die Niederländerin Anouk mit ihrer stillen Ballade "Birds". Trotz der starken Konkurrenz gibt sich Cascada-Sängerin Horler nicht geschlagen: "Bis zum Ende weiß keiner, wie es ausgeht", sagt die 31-Jährige aus Bonn. Den Wettquoten zufolge hat "Glorious" gute Chancen auf eine Platzierung unter den Top-Zehn.
Besonderen Wert auf die Choreografie ihres Beitrags legen diesmal unter anderem ein rumänischer Countertenor im Dracula-Kostüm und eine finnische Party-Braut. Daneben haben es aber auch wieder ganz liebliche Beiträge ins Finale geschafft, ein trällernder Kinderarzt aus Malta etwa oder ein ungarischer Hipster, der im Halbfinale mit erstaunlich wenig Noten auskam.
Der Kostenfaktor
Die bekannteste Sängerin im Feld ist die Waliserin Bonnie Tyler. Mit ihr setzt Großbritannien erneut auf einen Superstar früherer Zeiten. Das hatten die Briten schon vergangenes Jahr probiert, Schmusesänger Engelbert Humperdinck landete aber nur auf dem vorletzten Platz.
Politische Auseinandersetzungen, wie im vergangenen Jahr beim ESC im autoritären Aserbaidschan, spielten im Vorfeld des Wettbewerbs in Schweden keine Rolle. Aber ganz an den Problemen in Europa kommt auch der diesjährige Contest nicht vorbei. So haben mit Verweis auf die hohen Kosten für das Spektakel der Euro-Krisenstaat Portugal, die Slowakei sowie Bosnien und Herzegowina auf eine ESC-Teilnahme verzichtet.
GD/kle (afp, dpa)