1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Essener Tafel will wieder Ausländer aufnehmen

11. März 2018

Der Verein wird voraussichtlich Ende März wieder Ausländer als Neukunden akzeptieren. Der umstrittene Aufnahmestopp sei von vornherein nur als temporäre Maßnahme geplant gewesen, hieß es.

https://p.dw.com/p/2u7KO
Deutschland Essener Tafel Graffiti
Nach mehr als zwei Monaten bekommen bedürftige Ausländer bei der Essener Tafel wohl bald wieder LebensmittelBild: picture alliance/AP Images/M. Meissner

"Wir gehen davon aus, dass es in zwei, drei Wochen so sein wird, Ende des Monats", sagte der Vorsitzende des Tafel-Trägervereins, Jörg Sartor, der Deutschen Presse-Agentur. Der Aufnahmestopp habe von vornherein nur für einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen, maximal drei Monaten, gelten sollen. "Die Zahlen haben sich ins Gleichgewicht bewegt. Sie werden zum Ende des Monats ein für uns akzeptables Verhältnis haben, davon gehen wir aus", so Sartor.

Nach Angaben der Stadt Essen tagte am Freitag ein Runder Tisch mit Vertretern des Vereins Essener Tafel, der Essener Wohlfahrtsverbände sowie des Verbundes Essener Migrantenselbstorganisationen. "Im Verlauf des Gesprächs haben sich alle beteiligten Organisationen und Verbände darauf verständigt, die derzeitigen vorübergehend eingeführten Beschränkungen schnellstmöglich aufzuheben", hieß es in einer Mitteilung der Stadt.

Schwesig kritisiert realitätsferne Bundespolitik

Seit dem 10. Januar verwehrt die Essener Tafel bedürftigen Ausländern neue Bezugskarten für Lebensmittel. Die Hilfsorganisation hatte den Schritt damit begründet, dass sich ältere Menschen und alleinerziehende Mütter von den vielen fremdsprachigen jungen Männern abgeschreckt fühlten. Die Entscheidung sorgte bundesweit für heftige Debatten auch um die Sozialpolitik.

Berlin Koalitionsverhandlungen von CDU und SPD
Hält den Streit um das Vorgehen der Essener Tafel für ein Symptom wirklichkeitsfremder Politik: Manuela SchwesigBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

SPD-Vizechefin Manuela Schwesig sagte der "Welt am Sonntag", der Umgang mit der Essener Tafel zeige, wie fern die Berliner Politik oft den konkreten Problemen vor Ort sei. "Es kann nicht sein, mit dem moralischen Zeigefinger auf Menschen zu deuten, die sich seit 16 Jahren für sozial Schwache engagieren." Das vertiefe den Graben zwischen Bürgern und Bundespolitik, so die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern. 

Zuvor hatte der künftige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) das Vorgehen der Essener Tafel verteidigt. Junge Männer träten bei der Essensausgabe dort "derart dreist und robust auf, dass Ältere oder Alleinerziehende keine Chance mehr haben, auch etwas von den Lebensmitteln abzubekommen", sagte der 37-Jährige den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Dass dann Maßnahmen ergriffen werden, finde ich richtig", so Spahn.

hk/jj (dpa, afp, kna)