EU will Menschenhändlern das Handwerk legen
19. Juni 2012Schärfere Strafen, eine bessere Kooperation von Polizei und Justiz über Grenzen hinweg und speziell ausgebildete Expertenteams sollen Menschenhändlern das Handwerk legen, erklärte EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström in Brüssel bei der Vorstellung eines Strategie-Papiers. "Menschenhandel ist die Sklaverei unserer Zeit", Ziel müsse es sein, ihn auszurotten, betonte die Politikerin aus Schweden.
Drei Viertel der Opfer von Menschenhändlern müssen nach Informationen der EU als Prostituierte arbeiten. Andere müssen schwere körperliche Arbeit verrichten, werden zum Betteln oder zu einer Zwangsheirat gezwungen. Meist sind die Opfer Frauen und Mädchen. Wie Malmström berichtete, werden Kinder mitunter für 20.000 Euro verkauft und später beispielsweise zum Ladendiebstahl genötigt. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) beziffert die Zahl der Opfer von Zwangsarbeit - inklusive sexueller Ausbeutung - weltweit auf 20,9 Millionen Menschen.
40-Punkte-Plan
Der Plan der Innenkommissarin umfasst insgesamt 40 Maßnahmen. So sollen unter anderem die Strafverfolgungsbehörden europaweite Spezialeinheiten bilden, die sich auf Menschenhandel spezialisieren. Die EU-Behörden Europol und Eurojust sollen in allen grenzüberschreitenden Fällen die nationalen Behörden unterstützen. Im Internet sind Präventionsseiten geplant. Opfer sollen schneller und besser Hilfe erhalten.
Als "skandalös" bezeichnete Malmström die geringe Zahl von Urteilen gegen Menschenhändler. 2010 habe es in der gesamten EU nur 1250 solcher Urteile gegeben. Die EU-Staaten haben bereits 2011 beschlossen, Menschenhandel härter zu bestrafen. Das Strafmaß soll künftig in allen EU-Ländern zwischen fünf und zehn Jahren Gefängnis liegen. Die Justiz kann demnach Kriminelle auch für Taten außerhalb ihres Heimatlandes bestrafen und gegen ausländische Menschenhändler ermitteln. Diese EU-Richtlinie muss bis April 2013 in der ganzen EU in nationales Recht umgesetzt sein, erläuterte Malmström.
wl/hp (dpa. epd, dapd)