Europäischer Filmpreis 2013
Der Sieg geht nach Italien: "La Grande Bellezza" gewinnt den Preis in der wichtigsten Kategorie. Auch Deutschland steht auf dem Siegertreppchen. "Oh Boy" wird als bester Debütfilm ausgezeichnet.
La Grande Bellezza - Die große Schönheit
Er war der große Sieger des Abends. Doch Regisseur Paolo Sorrentino kam nicht zur Gala des Europäischen Filmpreises nach Berlin. Der Regisseur ließ sich vertreten. Auch von seinem Hauptdarsteller Toni Servillo. Der spielt in "La Grande Bellezza" einen Müßiggänger in der Krise. Mal ausgeruht in der Hängematte, meist aber in Bewegung: Servillo spielt einen Dandy, der zurückblickt auf das Leben.
Bester Hauptdarsteller
Der italienische Film "La Grande Bellezza" erhielt in Berlin gleich vier Preise. Als bester Film, für die beste Regie, den besten Schnitt - und eben für die beste Leistung eines männlichen Schauspielers. Servillo nahm die Trophäe aus den Händen der deutschen Schauspielerin Diane Kruger entgegen. Der Europäische Filmpreis - das Gegenstück zum amerikanischen Oscar - wurde zum 26. Mal verliehen.
Bestes Debüt
Auch das deutsche Kino konnte sich über eine Auszeichnung freuen. Der junge Jan Ole Gerster wurde für seinen Film "Oh Boy" mit der Trophäe für den besten Debütfilm geehrt. Der 1978 geborene Gerster hatte an der Film- und Fernsehakademie in Berlin im vergangenen Jahr seine Abschlussarbeit vorgelegt: "Oh Boy". Nun kam der Film nach zahlreichen deutschen Preisen auch zu europäischen Ehren.
Oh Boy
Gersters Film erzählt seine Geschichte in Schwarz-Weiß-Bildern und mit cooler Jazz-Musik. Hauptdarsteller Tom Schilling, der für seine Rolle auch in der Kategoerie "Bester Darsteller" nominiert worden war, spielt einen Studienabbrecher, der durch das nächtliche Berlin irrt und dabei auf die unterschiedlichsten Charaktere trifft - ein ganz anderer Blick auf die deutsche Hauptstadt.
Beste Darstellerin
Über den Preis für die beste weibliche Hauptrolle durfte sich die Belgierin Veerle Baetens freuen. Sie wurde für ihren Auftritt im Film "The Broken Circle" von Felix Van Groeningen geehrt. Darin spielt sie eine Mutter, die einen schweren Verlust zu verkraften hat: den Tod ihres an Leukämie erkrankten Kindes. Der Film war bei der Berlinale bereits mit einem Publikumspreis ausgezeichnet worden.
Die Wahl des Publikums
Auch der Europäische Filmpreis vergab bei seiner 26. Ausgabe eine Auszeichnung in der Kategorie "Publikumspreis". Der ging an den portugiesisch-französischen Regisseur Ruben Alves und sein Werk "Portugal, Mon Amour", einer heiter-boshaften Komödie über eine aus Portugal stammende Familie in Paris. Ein Film über Emigranten und verschiedene Kulturen: eine gute Wahl für einen Europäischen Filmpreis!
Ausstattungskino
Großes Autorenkino aus Italien und ein kleines Debüt aus Deutschland, belgisches Sozialdrama und eine Komödie aus Portugal - den europäischen Filmpreis zeichnet eine große künstlerische Bandbreite aus. Dazu gehört auch teures Ausstattungskino, das aus Hollywood stammen könnte. Die Romanverfilmung "Anna Karenina" (mit Keira Knightley in der Hauptrolle) erhielt den Preis fürs beste Szenenbild.
Beste Filmmusik
Ein echter Weltstar des Kinos, der auch schon unzählige Male in Hollywood gearbeitet hat, ist der italienische Filmkomponist Ennio Morricone. Er bekam bei der Gala in Berlin die Auszeichnung für die beste Filmmusik in dem Streifen "The Best Offer". Morricone hat bisher den Soundtrack für über 500 Filme komponiert - unter anderem auch für den Welterfolg "Spiel mir das Lied vom Tod".
Beste Dokumentation
Regisseur Joshua Oppenheimer ist Amerikaner - und bekam beim Europäischen Filmpreis dennoch eine Auszeichnung. Der Texaner hat seinen Dokumentarfilm "The Act of Killing" mit Geld aus Dänemark, Norwegen und Großbritannien gedreht: ein erschreckendes Dokument über bestialische Morde im Indonesien der 1960er Jahre. "The Act of Killing" ist eine Mischung aus Dokumentation und inszenierten Sequenzen.
Spanische Legende
Auch der Europäische Filmpreis ist - wie sein Vorbild, der Oscar - eine Bühne für große Filmschaffende des Kontinents. Es werden nicht nur gerade in den Kinos angelaufene Werke ausgezeichnet und dessen Schauspieler und Regisseure geehrt. Die Gala ist auch immer ein Forum für Ehrenpreise. In diesem Jahr bekam der spanische Regisseur Pedro Almodóvar einen Preis für seinen "Beitrag zum Weltkino".
Bester Animationsfilm
Auch der Preis für den besten Animationsfilm steht für die Vielfalt des Kinos in Europa. Die Trophäe erhielt Regisseur Ari Folman (Israel) für sein Werk "The Congress". Darin geht es um eine alternde Hollywoodschauspielerin, die ihr Konterfei an ein Studio für Zeichentrickfilme verkauft. "The Congress" ist eine Co-Produktion der Länder Israel, Deutschland, Polen, Luxemburg, Frankreich und Belgien.
Lebenswerk
Höhepunkt der abendlichen Gala in Berlin war die Vergabe des Preises für das Lebenswerk. Diesmal wurde die französische Schauspielerin Catherine Deneuve ausgezeichnet. Sie erhielt die Statuette aus den Händen von Regisseur Wim Wenders. Die 1943 geborene Deneuve gilt als große Schauspielerin des Kontinents. Sie arbeitete mit Regisseuren wie Luis Buñuel, François Truffaut und Roman Polanski.