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Ex-DDR-Bürgerrechtler unterstützen Merkel

Boris Claudi3. November 2015

47 ehemalige DDR-Bürgerrechtler unterstützen Bundeskanzlerin Merkel in der Flüchtlingsdebatte mit einem offenem Brief und schreiben: "Das ist das Land, von dem wir immer geträumt haben!"

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Deutschland Angela Merkel
Bild: picture-alliance/S. Simon

Die ehemaligen DDR-Oppositionellen loben die "feste Haltung" der Bundeskanzlerin in der Flüchtlingspolitik. "Wir können und wollen heute Menschen, die ihre Freiheit suchen, die ihr Leben und das ihrer Familien retten wollen, nicht an unseren Grenzen ertrinken lassen. Wir wollen keine Zäune errichten, die wir für uns selbst vor mehr als 25 Jahren niedergerissen haben", schreiben sie an Angela Merkel.

Auf der Unterstützerliste stehen Persönlichkeiten unterschiedlicher Richtungen. Neben Ulrike Poppe, der heutigen Brandenburgischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, gehören auch der Grünen-Politiker Werner Schulz und Pfarrer Christoph Wonneberger, der die montäglichen Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche 1989 koordinierte, zu den Erstunterzeichnern.

Bürgerrechtler verweisen auch auf Herausforderungen

In einer Zeit, in der die Bundeskanzlerin wegen ihrer liberalen Asylpolitik unter Druck steht, schreiben die ehemaligen DDR-Oppositionellen weiter: "Mit größtem Respekt sehen wir Ihre feste Haltung zur Aufnahme asylsuchender Flüchtlinge bei uns in Deutschland."

Gleichzeitig weisen die Bürgerrechtler aber auch auf die Herausforderungen hin, vor denen das wiedervereinte Deutschland jetzt steht. "Wir verkennen nicht, dass manche Kommunen bei der Unterbringung der Flüchtlinge an Grenzen stoßen. Wir verkennen nicht, dass auch in Deutschland Menschen mehr Zuwendung und Hilfe brauchen und sie Ängste äußern. Wir wenden uns allerdings entschieden gegen jede Form von verbaler oder physischer Gewalt und gegen Hasstiraden."

Mut und Ausdauer damals und heute

Alle 47 Unterstützer des Briefes haben in der DDR in den 1980er Jahren für Demokratie und Freiheit gekämpft und die Friedliche Revolution 1989 angestoßen. Die Initiatorin des Briefes, Katrin Hattenhauer, hatte auf einer der ersten Montagsdemonstrationen in Leipzig im Herbst 1989 mit dem Plakat "Für ein offenes Land mit freien Menschen" genau das zum Ausdruck gebracht, was sie auch heute 26 Jahre später für Europa einfordert. Damals wurde sie verhaftet, in Isolationshaft gesteckt und es drohten ihr zehn Jahre Gefängnis. Heute lebt sie als freie Künstlerin in Berlin.

Der Deutschen Welle sagte Katrin Hattenhauer: "Die Bürgerbewegung hat vor mehr als 25 Jahren eindrücklich gezeigt, wie man mit Mut und Ausdauer ein ganzes Land verändern kann. Mit dieser Erfahrung wollen wir unsere Stimme erheben für den Schutz asylsuchender Flüchtlinge und gegen Vorurteile und Gewalt. Wir sollten diese Herausforderung nun mit gleichem Mut, mit Hilfsbereitschaft, Kreativität und Ausdauer annehmen."

Der offene Brief an Bundeskanzlerin Merkel endet mit einem Appell an Politik, Wirtschaft, Medien und Bürgerinnen und Bürger: Die noch offenen Fragen der Integration der Flüchtlinge sollten nicht zu einer Abgrenzung führen, sondern alle sollten die Herausforderung annehmen.