Fashion Week in New York
16. Februar 2015Max Esken steht in einer ehemaligen New Yorker Fabrikhalle. Gemeinsam mit mehr als zwanzig weiteren jungen Männern. Man könnte fast meinen, dass sich hier Berufsschüler in der Unterrichtspause treffen - wären da nicht die langen Reihen von Kleiderständern. Und sähen die Jungs nicht alle so verdammt gut aus. Sie sind Models und zeigen an diesem Nachmittag Mode des jungen New Yorker Labels Duckie Brown. "Das Gefühl, hier zu sein, ist unglaublich", sagt Max in der Pause zwischen Probe und Show. "Es macht mehr Spaß, hier zu arbeiten, als in Europa. Es gib nichts Vergleichbares!"
Meilenstein für Models
Max ist 22 Jahre alt und modelt seit zwei Jahren. Bei der New Yorker Mercedes-Benz Fashion Week ist er vergangenes Jahr im Herbst das erste Mal "gelaufen", gemeinsam mit dem zwei Jahre jüngeren Dominik Hahn, der jetzt auch wieder dabei ist: "Hier zu sein, wo die ganze Modewelt auf New York blickt, ist schon toll", begeistert sich Dominik. Eine berühmte Kollegin, die es wissen muss, bestätigt die Einschätzung der Beiden: "New York ist auf jeden Fall ein großer Meilenstein in der Karriere eines Models", sagt Lena Gercke. Gercke war die erste Siegerin der Casting-Show "Germanys Next Top Model" und arbeitet seit 2010 bei der Fashion Week: "Die großen Brands und die großen Kunden sind hier", sagt sie.
Noch bis zum 19. Februar zeigen Modedesigner aus den USA, Europa und Asien ihre Kreationen für die nächste Herbst- und Wintersaison: Donna Karan, Ralph Lauren, Diane von Fürstenberg oder auch Calvin Klein sind dabei. Hugo Boss ist die einzige Modemarke aus Deutschland, die in New York regelmäßig vertreten ist.
Urbane Mode
"Das Besondere der New York Fashion Week ist, dass sich in ihr die amerikanische Kultur, eine amerikanische Ästhetik widerspiegelt", sagt Michael Anthony Arguello, der als PR-Berater in der Modebranche arbeitet, in New York lebt und sich in der Modeszene bestens auskennt. Der Kleidungsstil sei alternativ, oft casual. Urbane, sportliche Mode, die im Alltag getragen werden könne.
An diesem Nachmittag trägt Max Esken bei der Modenshow von Duckie Brown jedoch eine auffallende Kombi aus Pullover und Hose, die er persönlich wohl nicht anziehen würde: "Man muss es mögen, muss ich sagen, aber Glitzer ist nicht so mein Stil."
Ein Termin jagt den nächsten
Nach der Landung in New York ging es für Max direkt ins Appartement. Schnell die Sachen abgestellt, den Rucksack gepackt und los zum ersten Termin. Es sind lange Tage hier in New York: Vom Casting zur Anprobe, danach zum Shooting oder zu einer Show. Bevor er bei Duckie Brown läuft, hat Max an diesem Tag schon mehrere Präsentationen hinter sich. Dominik ist an für seinen ersten Termin um halb acht aufgestanden. "Ich kam leider etwas zu spät", sagt er grinsend. "Sie haben schnell Haare und Make-Up gemacht und dann bin ich die Show gelaufen."
Umziehen vor den Zuschauern
Doch der Stress ist nicht die einzige Herausforderung für Max: "Duckie Brown ist die erste Show, in der wir uns umziehen und die Zuschauer sehen das - die sitzen da", sagt er. Und wirklich, alles ist transparent, Privatsphäre gibt es nicht für die jungen Models. Von ihren Sitzreihen aus können die Zuschauer sehen, wie die Jungs hinter den Kleiderständern Hose und Hemd wechseln.
Zum Modeln ist Max eher ungeplant gekommen. Für eine Freundin, die Modedesign studiert, hatte er bei der Prüfung die Kollektion vorgestellt, "weil ich groß bin", so die Begründung der Freundin. Er fiel auf, wurde empfohlen, eine Agentur interessierte sich für ihn.
Nur ein bisschen joggen
Max geht locker damit um, dass er gut aussieht und für viele Menschen eine tolle Ausstrahlung hat: "Viele Leute sagen, dass es meine Augen und meine Augenbrauen sind, die mich ausmachen, und schöne Hände, wobei ich die gar nicht so schön finde."
Von vielen Models weiß man, dass sie sich quälen, strenge Diäten befolgen und unablässig Sport treiben, um ihre Figur zu behalten. Nicht so Max - das sagt er zumindest: "Bevor ich Model war, habe ich nur Fußball gespielt, das schaffe ich jetzt nicht mehr. Ich versuche, fit zu bleiben, möchte meine Muskulatur am Laufen halten. Und beim Essen achte ich auch nicht so drauf."
Modeln - ein Job auf Zeit
Michael Anthony Arguella sieht den Schlankheits-Wahn im Model-Business skeptischer: "Ich würde jungen Models sagen, sie sollten überhaupt nicht modeln." Die Fashion-Industrie müsse lernen, Leute mit normalen Körperproportionen zu beschäftigen, die alle verschiedenen Typen und Figuren repräsentieren, meint er. Zu oft würden junge Models ihrem Körper zu viel abverlangen. "Es gibt keine langen Karrieren."
Möglicherweise will Max bald studieren, am liebsten Fashion-Management. Es sei denn, mit seiner Model-Karriere geht es weiter steil aufwärts. Dann wird er erstmal weitermachen, sagt er nach dem Ende der Show und schlüpft rasch wieder in seine eigenen Klamotten. Die Zeit drängt, denn schon wartet auf ihn die nächste Präsentation.