Staatsbegräbnis für Flüchtlingsopfer
9. Oktober 2013Für die Opfer der Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa soll es ein Staatsbegräbnis geben. Das kündigte der italienische Ministerpräsident Enrico Letta (Artikelbild links) bei seinem Besuch auf der Mittelmeerinsel an. Die Opfer hätten ein Recht auf ein solches Begräbnis, sagte er. Italien entschuldige sich dafür, nur unzulänglich auf eine solche Tragödie vorbereitet gewesen zu sein, so Letta.
Zuvor hatten Demonstranten ihn und den EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso (rechts) auf der italienischen Mittelmeerinsel mit "Schande"-Rufen und Protesten empfangen. Der EU-Kommissionspräsident war auf Einladung des italienischen Ministerpräsidenten mit auf die Insel Lampedusa gekommen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Barroso wurde von der EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström begleitet.
Nach der Flüchtlingskatastrophe von vergangener Woche wollte Barroso mit Überlebenden sprechen. Die aufgebrachten Demonstranten forderten ihn und Letta auf, auch das überfüllte Aufnahmezentrum von Lampedusa zu besuchen.
Italien soll 30 Millionen Euro zusätzlich erhalten
Während des Besuches kündigte Barroso an, dass Italien für die Aufnahme der havarierten Flüchtlinge weitere 30 Millionen Euro aus Brüssel erhalten soll. "Der Notstand von Lampedusa ist ein europäischer, Europa kann sich nicht abwenden», sagte Barroso.
Mittlerweile ist die Zahl der geborgenen Opfer auf knapp 300 Personen gestiegen. Am Dienstag hatten die EU-Innenminister in Luxemburg über mögliche Konsequenzen aus dem Unglück gesprochen. Doch nach intensiver Debatte zeichnete sich kein grundlegendes Umdenken in der EU-Flüchtlingspolitik ab. Vor allem Deutschland wehrt sich gegen eine grundlegende Änderung im EU-System für die Aufnahme von Flüchtlingen.
Heftige Kritik kam von NGOs und kirchlichen Einrichtungen gegen die Politik der EU-Mitgliedstaaten. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) appellierte an die deutsche Bundesregierung, sich innerhalb der Europäischen Union für eine menschlichere Flüchtlingspolitik einzusetzen. Solange Asylsuchende nicht legal und sicher in die EU einreisen könnten, müsse man mit weiteren schreckliche Flüchtlingsdramen wie vor Lampedusa rechnen.
mz/uh (dpa, kna, ap, afp)