Flüchtlingsrevolte auf Malta beendet
23. März 2009Rund 500 Flüchtlinge hatten versucht, aus dem Auffanglager im Süden der Mittelmeerinsel auszubrechen. Bei den Ausschreitungen am Montag (23.03.2009) wurden drei Polizisten verletzt. Ein Sprecher des maltesischen Innen- und Justizministeriums teilte mit, die Revolte sei am Morgen ausgebrochen. Die Flüchtlinge hätten alle beweglichen Gegenstände wie etwa Computer herausgetragen und sie anschließend zerstört und angezündet. Das von der Europäischen Union geförderte Sprach- und Kulturzentrum im selben Komplex brannte nach Polizeiangaben völlig aus.
Polizisten angegriffen
Polizisten und Soldaten, die eingreifen wollten, seien mit Steinen beworfen worden. Nach zwei Stunden hätten Spezialeinheiten der maltesischen Polizei die Lage unter Kontrolle gehabt. Die Aufständischen kamen nach Angaben der Polizei zumeist aus west- und zentralafrikanischen Staaten. Sie warten in dem Lager auf ihre Abschiebung, da ihre Anträge auf politisches Asyl abgelehnt wurden.
Auf Malta gibt es mehrere geschlossene, von Militär und Polizei kontrollierte Auffanglager, in denen die Bootsflüchtlinge bis zu 18 Monate festgehalten werden dürfen. Die Lager haben einen schlechten Ruf. Erst kürzlich hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen angekündigt, sie werde ihre Arbeit in den Einrichtungen einstellen, um damit gegen die schlechten Lebensbedingungen der Flüchtlinge zu protestieren. Sprecher Loris De Filippi gab an, dass sich trotz der wiederholten Aufforderung an die Behörden der Insel und trotz der massiven Zunahme der Flüchtlingszahl in den vergangenen acht Monaten nichts geändert habe. Baufälligkeit, Enge und Dunkelheit führten zu gesundheitlichen Problemen bei den Insassen. Die medizinische Versorgung sei katastrophal; deshalb verbreiteten sich auch schwere Krankheiten wie Tuberkulose.
EU versprach Hilfe
Auch EU-Innenkommissar Jacques Barrot zeigte sich bei seinem Aufenthalt Mitte März 2009 schockiert. Er hatte unter anderem den berüchtigten "Hermes Block" des Auffangzentrums Hal Far besucht. Dort sei er von Flüchtlingen hinter Stacheldraht mit "Freiheit"-Spruchbändern empfangen worden. Nach Gesprächen mit Immigranten und Regierungsmitgliedern versprach er baldige Hilfe, damit das EU-Mitgliedsland Malta mit der Situation fertig werde.
Ähnliche Zustände herrschen auf der italienischen Insel Lampedusa, die Barrot auch besuchte. EU-Komissionssprecher Johannes Laitenberger sagte, nötig sei in der EU Solidarität zu organisieren, damit den am meisten betroffenen EU-Staaten beim Umgang mit Bootsflüchtlingen geholfen werde.
Im vergangenen Jahr kamen rund 2700 Flüchtlinge nach Malta, zumeist in nicht-hochseetauglichen Booten. Allein seit Januar schwoll die Zahl der Immigranten auf 600 an. Malta und Libyen hatten am Freitag ein Grundsatzabkommen über die Suche und Rettung von Bootsflüchtlingen unterzeichnet, nachdem zahllose überfüllte Boote bei der Überfahrt von Afrika nach Europa kentern. (bea/ako/dpa/afpd+e/kna)