Francis Bacon: Maler unsichtbarer Räume
Er gilt weltweit als einer der bedeutendsten Maler: Francis Bacon lotete die Grenzen von Leben und Tod, von Schmerz und Lust aus. In Stuttgart untersucht eine Ausstellung Bacons Darstellung von Raum und Architektur.
Prägend für die Kunst der Moderne
Francis Bacon gilt als einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts, seine Bilder brechen Auktionsrekorde. Viele 40 Werke des irisch-britischen Malers sind nun bis Anfang Januar 2017 in der Stuttgarter Staatsgalerie zu sehen.
Innenraum als Bühne
"Sweeney Agonistes" heißt dieses Triptychon von Francis Bacon. Zu sehen sind Wesen, die nur entfernt an Menschen erinnern. Jedes Bild zeigt einen Innenraum mit einem runden Tisch oder einem Podest. Nur das mittlere Bild - in einem Triptychon traditionell der Platz für die Kreuzigungsszene - öffnet sich. Durch die offene Tür blickt der Betrachter in eine dunkle Nacht.
Enge Zimmer
Bacon (1909-1992) ist bekannt für seine beängstigenden Gemälde. In dem Porträt von George Dyer, seinem Geliebten, sitzt eine vogelähnliche Figur auf einem Hocker. Für Bacon typisch erinnert der Raum an eine enge Zelle, aus der es keine Fluchtmöglichkeit gibt. In vielen Gemälden des gebürtigen Iren finden sich solche ovale Architekturen, die sich um die Dargestellten wie ein Mantel legen.
Affen im Käfig
In zahlreichen seiner Gemälden verschmelzen Mensch und Tier: In einer Mischung aus Käfig und Zimmer sitzen Menschenaffen, das Gesicht verzerrt zum Schrei. Die Stimmung: düster und klaustrophobisch. Bacon reiste 1951 nach Südafrika, um dort seine Mutter und Schwester zu besuchen. Der Besuch der Nationalparks regte ihn sehr an und er sammelte Bücher mit Wildtier-Aufnahmen.
Schrei als Aufbegehren
Auch diese Studie für ein Porträt von 1952 versinkt in Dunkelheit. Nur ein Vorhang deutet darauf hin, dass der Raum ein Fenster hat. Die Perspektive spielt in dem Gemälde keine Rolle. Das Gemälde hat keine Räumlichkeit. Der Bildrand rechts und links scheint den Menschen im Anzug einzuzwängen. Wieder öffnet der Dargestellte den Mund zum Schrei, die Augen sind dagegen kaum zu erkennen.
Manege oder Arena
Isabel Rawsthorne, eine enge Freundin von Bacon, steht in einer Art Manege. Das Gesicht ist kubistisch verfremdet. Im Hintergrund kämpfen zwei Stiere, ein Auto fährt vorbei. Der Raum wird durch ein Stangengerüst begrenzt. Ob es sich um einen Außen- oder Innenraum handelt, bleibt offen. Rawsthorne steht völlig unbeteiligt da, so als würde sie von dem Geschehen in ihrem Rücken nichts bemerken.
Balance-Akte
Auf einer ovalen Reling balancieren eine Frau und ein Kind. Nach ihnen ist das Gemälde benannt: "Nach Muybridge - Frau, eine Schale Wasser leerend, und gelähmtes Kind auf allen vieren" entstand 1965. Und nach Eadward Muybridge, dem Fotografen, der Anfang des 20. Jahrhunderts Tiere in Bewegung im Bild festhielt. Die perspektivisch verzerrten Körper befinden sich erneut in einer Arena oder Käfig.
50 mal Papst
In der Zeit von 1949 bis 1971 malte Bacon 50 Bilder von Päpsten. Auch für das Gemälde "Studie zu einem Porträt VII." von 1953 verfremdete er ein Bild des spanischen Malers Diego Velázquez aus dem Jahr 1650, das Innozenz X. zeigt. Der Papst und alles, was seine Würdenstellung betont, verflüchtigen sich. Ein paar gelbe Linien verorten den Papst im Raum. Sein Unterkörper ist verschwunden.
Francis Bacon-Tanz
Die Tanzperformance "Francis Bacon", die 1993 in Stuttgart uraufgeführt wurde, kommt parallel zur Ausstellung erneut auf die Bühne. Sie bearbeitet 21 der ikonischen Bilder des 1992 verstorbenen Malers. Allen Stuttgart-Besuchern bietet sich so die Möglichkeit, die Werke, die der Choreograph Ismael Ivo tänzerisch nachstellt, in der Staatsgalerie auch im Original zu sehen.