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Frauenkirche als Zeichen der Versöhnung

Mareike Aden / (reh)30. Oktober 2005

Zehntausende haben die Einweihung der Dresdner Frauenkirche gefeiert - ein Symbol der Versöhnung. Denn Spenden für den Wiederaufbau kamen auch aus Ländern, die unter Nazi-Deutschland litten oder es mit Bomben bekämpften.

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Dresdens Stadtbild ist wieder komplett - dank internationaler HilfeBild: dpa - Bildfunk

Die wieder auferstandene Frauenkirche macht die Dresdner stolz - und neugierig. Mehrere Tausend Menschen machten von Sonntag (30.10.2005) bis 5 Uhr am Montagmorgen die Nacht zum Tag und bestaunten das neue alte evangelische Gotteshaus. Jeder durfte nur 20 MInuten bleiben, um möglichst vielen Menschen die Besichtigung zu ermöglichen.

Dass die Dresdner ihre liebevoll "Dickmadam" genannte Kirche wiederhaben, verdanken sie auch der Initiative von Karl-Ludwig Hoch und Ludwig Güttler. Der Pfarrer und der Star-Musiker schrieben am 13. Februar 1990, genau 45 Jahre nachdem die Luftangriffe auf Dresden auch die Frauenkirche zerstört hatten, gemeinsam mit anderen Dresdner Bürgern einen Brief. Die Zeit sei "herangereift", die Frauenkirche aus ihren Trümmerberg "wiedererstehen zu lassen". Mit ihrem "Ruf aus Dresden" wandten sie sich nicht nur an alle Dresdner, Sachsen und Deutschen – sondern "auch an die Siegermächte und die vielen Menschen guten Willens in den USA, in Großbritannien und in aller Welt: ermöglicht dieses europäische 'Haus des Friedens'!"

Bildgalerie Dresdner Frauenkirche
Die Ruine der Frauenkirche am 13. März 1967Bild: AP

Ihr Ruf wurde erhört. Rund 100 Millionen Euro - etwa drei Viertel der reinen Baukosten - erhielten die Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche und die Stiftung Frauenkirche von privaten Spendern - und die kamen nicht nur aus Deutschland. Förderkreise wurden auch in Frankreich, der Schweiz und Großbritannien gegründet. Der in New York lebende deutsche Medizin-Nobelpreisträger Günter Blobel spendete einen großen Teil seines Preisgeldes und gründete die "Friends of Dresden". Aus Dänemark, Österreich, den Niederlanden und Brasilien kamen ebenfalls Spenden und sogar von ehemaligen Opfern der Nazis: Der New Yorker Bankier Henry H. Arnold, der als Jugendlicher aus Dresden vertrieben wurde, spendete nicht nur für den Aufbau der Dresdner Synagoge, sondern auch für die Frauenkirche.

"Hand der Versöhnung"

Der gemeinsame Wiederaufbau habe "Wunden geheilt" und "ein wenig Versöhnung zwischen den ehemaligen Siegermächten und Deutschland gestiftet", sagt Ludwig Güttler, Vorsitzender der Fördergesellschaft. Zwar hebt Güttler einzelne Spenden nicht gerne hervor. Aber: Eine "besonders anrührende Hand der Versöhnung" haben die Bewohner von Gostyn ausgestreckt, als sie der Frauenkirche die steinerne Flamme der Versöhnung schenkten. Mitglieder einer Widerstandsgruppe aus der polnischen Kleinstadt waren in Dresden zum Tode verurteilt und hingerichtet worden.

BdT: Restauratoren arbeiten im Innenraum der Dresdner Frauenkirche
Der Innenraum unterhalb der so genannten Steinernen GlockeBild: AP

Dass schlimme Erfahrungen mit Nazi-Deutschland kein Hindernis sein müssen, sich für den Wiederaufbau der Frauenkirche zu engagieren, zeigt auch das Engagement von Alan Russel, einem ehemaligen britischen Diplomaten. Obwohl er als kleiner Junge den Blitzkrieg miterlebte und "diese schrecklichen Momente in mein Gedächtnis eingebrannt sind", gründete er 1992 eine britische Fördergesellschaft für die Frauenkirche, den "Dresden Trust". Schließlich sei es wichtig gewesen, "dieses Juwel der Architektur" wieder aufzubauen.

"Kein legitimes Mittel der Kriegsführung"

Bildgalerie Dresdner Frauenkirche
Das Kreuz wurde mit Spenden aus Grossbritannien finanziertBild: AP

Bis heute sind etwa 1,2 Millionen Euro aus Großbritannien nach Dresden geflossen. Unter anderem wurde damit das vergoldete Turmkreuz finanziert, dass der Herzog von Kent am 13. Februar 2000, dem 55. Jahrestag der Zerstörung von Dresden, überreichte. Gefertigt wurde das Turmkreuz in einer Londoner Gold- und Silberschmiede - und dort arbeitet Alan Smith, Sohn eines Bomberpiloten, der im Februar 1945 den Angriff auf Dresden mitflog. Es sei seine Art sich zu entschuldigen, äußerte sich Smith immer wieder.

Dresdner Frauenkirche öffnet Turmaussicht
Der Dresdner Posaunenengel vor der FrauenkircheBild: dpa

Die Bombardierung von Dresden in den letzten Tagen des Krieges sei "kein legitimes Mittel der Kriegsführung" gewesen, sagt der heute 73-jährige Alan Russel. Deshalb sei es "aus moralischer Sicht absolut notwendig gewesen", dass Großbritannien sich an dem Wiederaufbau beteiligt habe. "Das sehen viele Briten so", sagt Russell. Seit der Gründung des "Dresden Trust" vor 13 Jahren seien gerade einmal drei Briefe angekommen, in denen er für die "Kollaboration" mit den Deutschen beschimpft wurde.

Viele der ausländischen Spender waren wie Alan Russell zur Weihe der Frauenkirche gekommen. Am Montag gingen die dreitägigen Weihe-Feierlichkeiten weiter, unter anderem mit einem Gottesdienst zum Reformationsfest. Am Abend zuvor hatte Bischof Colin Bennetts aus Dresdens englischer Partnerstadt Coventry zu Respekt vor anders Denkenden aufgerufen. Die Frauenkirche mit ihrer einmaligen Geschichte könne als Stätte des Friedens dazu beitragen, alte Grenzen zu sprengen. Das sieht auch Ludwig Güttler, Vorsitzender der Fördergesellschaft, so - und ist auf die Gemeinsamkeiten besonders stolz: "Egal ob Amerikaner, Briten oder Deutsche. Alle können sagen: 'Das ist unsere Frauenkirche.'"