Der Mensch muss Frieden mit dem Wasser schließen
12. Februar 2009Der Titel der internationalen Konferenz in Brüssel war offenbar bewusst doppeldeutig gewählt: "Frieden mit Wasser". Der Mensch muss Frieden mit dem Wasser schließen, das heißt, er muss es schützen.
Streit um Wasser
Wasser ist aber auch ein Sicherheitsfaktor. Der Streit um Wasser führe schon jetzt zu zahlreichen Konflikten auf der Welt, auch vor der Haustür der Europäer, wie Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering sagte. "Als Konsequenz der vom Klimawandel verursachten Wüstenbildung wird zum Beispiel die politische Stabilität gerade im nördlichen Afrika in hohem Maße betroffen sein."
Der frühere russische Präsident Michail Gorbatschow war als Präsident des "World Political Forum" gekommen, das sich eingehend mit den Folgen von Wasserknappheit befasst hat. Wasser sei die wichtigste Ressource der Menschheit, sagte er. "Wasser ist ein Allgemeingut und der Zugang zu Wasser muss als eines der Menschenrechte betrachtet werden."
Recht auf Wasser für alle?
Grundsätzlich würden wohl die meisten Regierungen der Welt diesen Satz unterschreiben. Doch bleibt vielen Menschen dieses Recht, wenn es eines ist, verwehrt. Der Grund dafür sei ein Mangel an politischem Willen, sagte Gorbatschow. Und: "Wenn es so weitergeht, wird es morgen zu spät sein."
Zu spät vielleicht auch, um Konflikte um Wasser zu entschärfen. Auch Fürst Albert von Monaco, der als Präsident seiner eigenen Umweltstiftung auftrat, wies auf das Konfliktpotential hin "Um das Mittelmeer herum haben 30 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Bei solchen Ungleichheiten stellt sich die Frage: Wie können wir hoffen, Frieden um das Wasser zu schließen, wenn wir nicht Frieden mit dem Wasser schließen?", fragte er.
Staatliches Wasser zu einem geringen Preis
Manche Politiker sehen in der Privatisierung der Wasserversorgung in zahlreichen Ländern den Hauptgrund dafür, dass viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Der wallonisch-belgische Umweltminister Benoît Lutgen meint: Der Staat müsse Eigentümer bleiben. Wenn die Wasserversorgung öffentlich sei wie bei ihnen, dann könne der Zugang zu Wasser zu einem Preis gewährt werden, der nicht dem Wettbewerb unterworfen ist. "Unsere Bürger, auch die ärmsten, haben Zugang zu ausreichendem Wasser entsprechend ihren Bedürfnissen", sagte er.
Versorgung ganz ohne Privatfirmen - so weit geht nicht einmal Michael Gorbatschow, der vor zwanzig Jahren KP-Chef in der Sowjetunion war. Doch die Zeiten – und die Ansichten – haben sich geändert.