"Full House: Design by Stefan Diez'" in Köln
Design-Stühle von Stefan Diez sind kreativ, funktional und bezahlbar. Die Serienproduktion macht es möglich. Trotzdem sind viele Stücke des Industriedesigners kunstvolle Solitäre und jetzt im Museum zu sehen.
Kunstvolles Industriematerial
Materialien, wie man sie in Baumärkten findet, gehören zum Standardrepertoire des mehrfach ausgezeichneten Designers Stefan Diez. Was ihm gefällt und in seiner Funktionalität interessant erscheint, wird gekauft und im hauseigenen Materialarchiv aufbewahrt - bis es Verwendung findet. Diez hat eine große Sammlung an Materialien aus den unterschiedlichsten Kulturen rund um den Erdball.
Strenges Ordnungsprinzip
Stefan Diez baut seine Ausstellungen komplett selbst auf. Sein Team ist dabei und darf Handreichungen oder Vorschläge machen. Mit dem Augenmaß des professionellen Industriedesigners kommt jedes Detail genau an seinen Platz. Seine Regalsysteme, die Teil der Ausstellung sind, werden so zum Gesamtkunstwerk.
Formschönes Porzellan
Diese Teekanne für ein japanisch inspiriertes Porzellanservice wird in der Ausstellung in all ihren Fertigungsstufen präsentiert: vom rohem Materialblock, über Detailentwürfe des Henkels bis zur fertig glasierten Kanne. Der Clou: der vollständig abschließende Deckel, der durch leichtes Antippen geöffnet wird.
Asiatische Inspiration
In Indien baute Stefan Diez seine ersten Möbel. Außerdem reiste er lange durch China und Japan. Auf diese Weise lernte der Designer das Bau-Material in Asien kennen. Er schätzt die Stabilität des extrem harten Bambusholzes und baut daraus schlichte Bänke, Sitzmöbel und Tische für draußen - mit genial einfachen Verbindungsstücken.
Serienmodelle
Stühle gehören in allen Varianten und Nutzungsarten zum handwerklichen Repertoire des Designers Diez. Seit 2003 hat er ein eigenes Studio und entwirft fast alles im kreativen Team. Nicht die fertige Ideenskizze interessiert ihn, sondern der Prozess des Entwerfens und die Produktions-Umsetzung eines Möbelstücks.
Luftiges Sitzmöbel
Dieser Entwurf eines bequemen Sofas aus einfachem Segeltuch wurde in Asien als Prototyp nach einem Entwurf von Stefan Diez entwickelt und umgesetzt. Zusammengefaltet kommt es als schmales Postpaket zur Endfertigung nach Europa zurück. Das Bauprinzip der luftigen Kammern wird in der Ausstellung kunstvoll in Szene gesetzt
Industriedesign
Mit einem einfachen Laubsauger, wie er lärmig und nervtötend in Parks und Gärten eingesetzt wird, werden die Luftkammern des Sofas mit kleinsten Styroporkugeln gefüllt. Dadurch bleibt das Sitzmöbel ein extremes Leichtgewicht. Funktionalität gepaart mit klarer Formensprache sind Stefan Diez sehr wichtig.
Die Summe der Einzelteile
Die Fertigung eines Stuhlmodells unterscheidet sich nicht grundlegend von der Herstellung eines Auto-Kotflügels. Beides wird zuerst aus Metall gestanzt, dann unter hohem Druck in Form gepresst. Die Fertigungsanlagen für solche Designerstücke sind aufwendig und sehr teuer. Nur bei hoher Auflage und serieller Produktion rechnen sich die Produktionskosten.
Klare Farben, klare Formen
Stefan Diez arbeitet gerne mit Holz. Er kommt aus einer Schreinerfamilie und hat eine sichere Hand beim Zuschnitt solcher Holzstühle. Zahlreiche Preise zeichnen ihn als Industriedesigner aus. Er setzt auf Intuition und die klare Sprache des Materials. Jedes Teil wird von Hand vorgebaut, bevor es in Serie geht. Seine Werkschau ist noch bis zum 11. Juni in Köln zu sehen. Autorin/Fotos: Heike Mund