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Gaddafi-Sohn bestätigt Folter

10. August 2007

Der Sohn des libyschen Staatschefs gab die Misshandlungen der fünf bulgarischen Krankenschwestern und des palästinensischen Arztes zu. Außerdem seien die Kinder bereits vor deren Ankunft mit HIV infiziert gewesen.

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Saif al Islam Gaddafi (Quelle: DPA)
Sorgt mit seinen Äußerungen für Wirbel: Saif al Islam GaddafiBild: picture-alliance/ dpa

"Ja, sie wurden mit elektrischen Schlägen traktiert, und ihnen wurde angedroht, dass auch ihre Familien zum Angriffsziel werden könnten", sagte Saif al Islam Gaddafi dem arabischen Fernsehsender Al Dschasira in einem Interview. Das Gespräch wurde am Donnerstag (9.8.07) ins Internet gestellt.

Gaddafi: Kinder hatten Aids schon zuvor

Der Sohn des libyschen Staatschefs Muammar el Gaddafi erklärte nach Angaben des Senders auch, dass die Krankenschwestern und der Arzt nicht an der Infektion von mehr als 400 Kindern mit dem HI-Virus in einem Krankenhaus in Bengasi schuld gewesen seien. Die Sicherheitsbehörden hätten den Fall manipuliert. Er verwies auf eine Expertise des französischen Aids-Spezialisten Professor Luc Montagnier, der schon vor Jahren darauf hingewiesen hatte, dass das Aids-Virus bereits vor Eintreffen der Angeklagten in der Klinik aufgetreten war.

Vorwürfe der Gefangenen seien dennoch Lügen

Allerdings seien die Vorwürfe des palästinensischen Arztes gegen die libyschen Behörden übertrieben. Das seien "Lügen", meinte der Gaddafi-Sohn. Der Arzt Aschraf al Hasus, mittlerweile bulgarischer Staatsbürger, hatte in einem Interview des niederländischen Fernsehens berichtet, er sei unter Drogen gesetzt und mit Elektroschocks an Füßen und Genitalien gefoltert worden. Auch sei er gezwungen worden, eine Erklärung zu unterschreiben, wonach er in der Gefangenschaft gut behandelt worden sei.

Todesstrafe, lebenslange Haft, Begnadigung

die bulgarischen Krankenschwestern und der palästinensische Arzt im Gericht von Tripolis (Quelle: DPA)
Acht lange Jahre in Haft: die bulgarischen Krankenschwestern und der palästinensische Arzt im Gericht von TripolisBild: picture alliance/dpa

Die sechs Mediziner waren acht Jahre lang unter dem Vorwurf festgehalten worden, hunderte libysche Kinder absichtlich mit HIV infiziert zu haben. Die Angeklagten hatten 2005 noch in Gefangenschaft gegen zehn libysche Offiziere Anzeige wegen Folter erstattet, der Fall wurde jedoch von einem libyschen Gericht zurückgewiesen. Sie wurden zunächst zum Tode verurteilt, bevor die Strafe in lebenslange Haft umgewandelt wurde. Dies machte den Weg für die Rückkehr der Bulgarinnen in ihre Heimat frei, wo sie sofort begnadigt worden waren. Die Ausreise war erst nach langwierigen Verhandlungen zwischen Libyen und der EU über Entschädigungszahlungen an die Eltern der an Aids erkrankten Kinder und anderen Absprachen möglich geworden.

Dabei spielte die von Saif al-Islam geführte Gaddafi-Stiftung eine entscheidende Rolle. Saif al-Islam gilt als möglicher Nachfolger seines Vaters als Revolutionsführer. Er bekleidet kein politisches Amt, gilt aber als sehr einflussreich in Libyen. Die Behörden in Tripolis kommentierten seine Aussagen am Donnerstag nicht. (leix)