Kraftwerk im Gazastreifen abgeschaltet
12. Juli 2017Wie offizielle Stellen im palästinensischen Gazastreifen mitteilten, seien die rund zwei Millionen Einwohner derzeit ohne Strom. In dem schmalen Küstenstreifen leben die Bewohner des schmalen Küstenstreifens seit Jahren mit ständigen Ausfällen. Zuletzt gab es nur noch wenige Stunden am Tag Elektrizität. Erst im April musste das Kraftwerk wegen fehlenden Treibstoffs abgeschaltet werden. Vor zwei Wochen hatte das Nachbarland Ägypten Lastwagen mit rund einer Million Liter Treibstoff in die Küstenenklave geschickt. Offenbar sind die jetzt aufgebraucht.
Hintergrund der Energiekrise ist ein Machtkampf zwischen der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der radikalislamischen Hamas, die vor zehn Jahren gewaltsam die Kontrolle im Gazastreifen an sich gerissen hatte. Um Druck auf die Hamas auszuüben, weigert sich die Palästinenserbehörde von Abbas für den Strom zu zahlen, den Israel bislang nach Gaza lieferte.
Kämpfen beschleunigen Negativtrend
Laut dem jüngsten UN-Bericht sind die Lebensbedingungen im Gazastreifen unzumutbar. Die Situation verschlechtere sich schneller als noch vor fünf Jahren prognostiziert, heißt es in der Studie "Gaza - zehn Jahre später". Mit einer Stromversorgung von teils maximal zwei Stunden täglich - und nun dem Ausfall - seien Grenzen überschritten, urteilt der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe und Entwicklungsaktivitäten in den besetzten palästinensischen Gebieten, Robert Piper. Nicht zuletzt die verheerenden Kampfhandlungen, "von denen wir uns erst jetzt zu erholen beginnen", hätten die Negativentwicklung beschleunigt, so Piper.
Wasserversorgung nach 2020 fraglich
In den vergangenen zehn Jahren sei das Bruttoinlandsprodukt ebenso wie die Rückstellungen für das Gesundheitswesen zurückgegangen, die Forderungen nach zusätzlichen Kliniken, Ärzten und Krankenhausbetten seien nicht erfüllt worden, heißt es in der Studie. Mehr als 95 Prozent des Wassers habe keine Trinkwasserqualität. Wenn beispielsweise nicht schnell etwas unternommen würde, werde die einzige Wasserquelle bis 2020 unwiderruflich erschöpft sein.
Ein Ende der seit der Isolierung Gazas vor zehn Jahren andauernden Krise sei nicht in Sicht. "Die politischen Akteure verlieren das menschliche Leiden in Gaza aus den Augen", twitterte der stellvertretende UN-Generalsekretär Piper.
Ohne ein unmittelbares Handeln aller Akteure einschließlich Israel, der Palästinenserbehörde, Hamas und der internationalen Gemeinschaft drohten dem Gazastreifen eine verheerende Eskalation der Lage, so die Prognose.
Heute leben im Gazastreifen auf einer Fläche vergleichbar mit der Stadt Köln rund zwei Millionen Palästinenser. Israel hatte 2005 die israelischen Siedlungen in dem Küstengebiet geräumt und seine Armee abgezogen. Seit 2006 hatte es eine Blockade über den Gazastreifen verhängt, die mittlerweile von Ägypten mitgetragen wird.
pab/stu (afp, dpa, kna)