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KonflikteSyrien

Syrien: Geberkonferenz in Zeiten klammer Kassen

15. Juni 2023

Organisationen schlagen bereits Alarm, weil das Geld zur Versorgung Hilfsbedürftiger in Syrien ausgeht. Von einem Treffen in Brüssel erhoffen sie sich verlässliche Zusagen für die Krisenregion.

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Syrien | Humanitäre Lage
Verzweiflung in Rebellengebieten: Dieser Mann durchforstet eine Müllkippe nach verkaufstauglichen PlastikteilenBild: Aaref Watad/AFP/Getty Images

Im Vorfeld einer internationalen Geberkonferenz in Brüssel weisen mehrere Hilfsorganisationen auf die desolate humanitäre Lage in Syrien hin und drängen auf großzügige Zusagen. "Noch nie waren in Syrien seit Ausbruch des Bürgerkriegs so viele Menschen in Ungewissheit darüber, was sie morgen essen sollen", erklärte die Diakonie Katastrophenhilfe. Mehr als die Hälfte der 22 Millionen Einwohner sei von Ernährungsunsicherheit bedroht.

Erstmals seit Beginn des Bürgerkrieges vor zwölf Jahren gebe es in sämtlichen Verwaltungsbezirken eine humanitäre Notlage, teilten UN-Organisationen mit. Das Büro für Nothilfekoordination OCHA, das Flüchtlingshilfswerk UNHCR und das Entwicklungsprogramm UNDEP erklärten weiter, der Syrien-Hilfeplan im Umfang von umgerechnet 5 Milliarden Euro sei nur zu elf Prozent finanziert. Auch ein Fonds zur Unterstützung der nächstgelegenen Aufnahmeländer syrischer Flüchtlinge sei nur zu zehn Prozent gedeckt.

Syrien | Humanitäre Lage
Das einst wohlhabende Syrien kann seinen Bürgerinnen und Bürgern vielerorts kein fließendes Wasser bietenBild: Delil Souleiman/AFP via Getty Images

Die Aufnahmeländer Ägypten, Jordanien, Irak, Libanon und die Türkei hätten im Namen der internationalen Gemeinschaft und ungeachtet eigener wirtschaftlicher Probleme eine enorme Last auf sich genommen. "Jetzt ist es an der Zeit, die Syrer zu unterstützen und die dringende Not in der gesamten Region zu lindern", erklärten die UN-Vertreter.

Nahrungshilfen reichen nur noch für die Hälfte der Bedürftigen

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) hatte vor wenigen Tagen mitgeteilt, seine Lebensmittelhilfen in Syrien wegen Geldmangels kürzen zu müssen. Es könnten nur noch rund die Hälfte von 5,5 Millionen hilfsbedürftigen Menschen mit Grundnahrungsmitteln versorgt werden. Andernfalls wären die Vorräte bis Oktober aufgebraucht.

Syrien | Humanitäre Lage
Ein Flüchtlingslager für Binnenvertriebene in der von Rebellen gehaltenen Stadt AfrinBild: Khalil Ashawi/REUTERS

Die internationale Gemeinschaft müsse in Brüssel gegensteuern und ausreichend finanzielle Mittel bereitstellen, mahnte die Diakonie Katastrophenhilfe. Es ist die siebte derartige Konferenz. Im vergangenen Jahr wurden in dem Format Hilfen in Höhe von 6,4 Milliarden Euro zugesagt. Die Bundesregierung will "äußerst substantielle finanzielle Mittel bereitstellen", hieß es im Vorfeld von Regierungsseite. Für die Bundesregierung nimmt Staatsminister Tobias Lindner teil.

Syriens dramatische Lage: Bürgerkrieg, Inflation, Erdbeben

Zwölf Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs stehen die größten Teile Syriens wieder unter der Kontrolle des Machthabers Baschar Al-Assad, der militärisch jahrelang massiv von Russland unterstützt wurde und dem Kriegsverbrechen wie der Einsatz von Fassbomben vorgeworfen werden. Auch externe Faktoren haben die Lage seitdem immer weiter zugespitzt: Inflation hat auch Mittel verteuert, die nicht mit dem schwachen Syrischen Pfund gezahlt werden. 90 Prozent der Menschen in Syrien leben nach Angaben des International Rescue Committee (IRC) unterhalb der Armutsgrenze.

Syrien | Humanitäre Lage
Das Erdbeben hat dem Regime von Baschar Al-Assad aus der internationalen Isolation verholfenBild: Omar Sanadiki/REUTERS

Das Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzverbiet Anfang Februar hat vor allem in den von Rebellen kontrollierten Gebieten große Schäden angerichtet. Im Windschatten der Nothilfen konnte das Assad-Regime sich aus der internationalen Isolation lösen und seine Beziehungen insbesondere mit einstigen Partnern in der arabischen Welt wieder aufwerten.

ehl/djo (dpa, kna, epd)