Gentleman zu Gast in Nigeria
Nur wenige internationale Künstler kommen zu der Ehre, im "New Afrika Shrine" aufzutreten. Der deutsche Reggae-Musiker Gentleman ist nun einer von ihnen: Am Sonntag teilte er sich hier die Bühne mit Fela Kutis Sohn Femi.
Ort mit Geschichte
Der "Shrine" in Lagos wurde einst von Afrobeat-Begründer Fela Kuti gegründet. Nachdem die Militärregierung den Ort in den 70er Jahren zerstört hatte, wurde er ganz neu aufgebaut. Nur wenige internationale Künstler kommen zu der Ehre, im "New Afrika Shrine" aufzutreten. Der deutsche Reggae-Musiker Gentleman ist nun einer von ihnen: Am Sonntag teilte er sich hier die Bühne mit Fela Kutis Sohn Femi.
"Ein unglaublicher Vibe hier"
"Es ist wirklich ein unglaubliches Gefühl: Erst haben alle Leute gesessen, dann sind sie direkt vor die Bühne gekommen und haben angefangen, meine Texte mitzusingen." Auch wenn der eher jazzige Afrobeat sich musikalisch deutlich vom Reggae und seinen eingängigen Riffs unterscheidet: Beide Musikrichtungen haben afrikanische Wurzeln - und meist eine klare politische Botschaft.
Weit mehr als ein Musiker
Afrobeat-Begründer Fela Kuti war nicht nur Künstler, sondern vor allem politischer Aktivist. Immer mehr dominierten Themen wie der Freiheitskampf und die soziale Ungleichheit in Nigeria seine Texte. Anfang der 80er Jahre steckte ihn die damalige Militärregierung für 18 Monate ins Gefängnis. Doch auch sie konnten seine stetig steigende Popularität nicht aufhalten.
Freiheitskämpfer oder Demagoge?
Doch Fela Kuti ist bis heute umstritten - immer wieder irritierte er Freunde und Gegner mit seinem exzentrischen Verhalten. Er konsumierte exzessiv Drogen und heiratete an einem Tag in einer Massenzeremonie 27 Frauen. In seinen Texten finden sich zahlreiche sexistische und homophobe Passagen.
Andere Zeiten, andere Botschaften
Fela Kutis Sohn Femi führt mit anderen Familienmitgliedern das Erbe seines Vaters fort. Zusammen bauten sie im Jahr 2000 den "New Afrika Shrine" auf. Doch bei vielen Themen hat er inzwischen andere Ansichten als sein Vater: "Manche Sichtweisen verändern sich eben im Laufe der Zeit." Femi Kuti war es auch, der die Idee des Gastauftritts von Gentleman aktiv bewarb.
"Viva Africa"
Doch eines hat sich bis heute nicht verändert: Noch immer ist der "Shrine" für die Nigerianer nicht nur ein Ort der Musik - er ist für sie ein Lebensgefühl. Und noch immer geht vom Afrobeat eine politische Kraft aus, die in Regierungskreisen nicht immer gerne gesehen wird.
Bunte Musikszene
Traditionelle Haussa-Musik, Afro-Juju, Waka, Yoruba-Rap: Dass die nigerianische Musikszene neben dem Afrobeat noch weit mehr zu bieten hat, lässt sich an keinem Ort besser entdecken als im "Jazzhole". Am Tag nach dem Konzert im "Shrine" bleibt auch Gentleman noch Zeit für einen kurzen Abstecher: "Wirklich einer der beeindruckendsten Plattenläden, die ich je gesehen habe."
Erinnerungsfoto mit deutschem Star
Ein Besuch, über den sich auch Ladenbesitzerin Tundun Tejuoso freut. Seit fast 25 Jahren betreibt sie zusammen mit ihrem Mann Ola Kunle den Plattenladen. Hier wollen sie die Vielfalt der afrikanischen Musik darstellen - und haben auch Alben des deutschen Gentleman im Angebot. Schließlich gehe es dabei nicht um Herkunft und Hautfarbe des Sängers, sondern um die Musik, die er mache.