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Politik

Auktion von KZ-Tätowierstempeln gestoppt

3. November 2021

Das Einstechen der Häftlingsnummer war eine der ersten brutalen und demütigenden Handlungen an einem neuen KZ-Insassen. In Israel sollten dazu notwendige Folterwerkzeuge aus Auschwitz-Birkenau versteigert werden.

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Israel Geplante Auktion von Auschwitz-Tätowierstempeln vorläufig gestoppt
Bild: Ronen Zvulun/REUTERS

Mit einer einstweiligen Verfügung hat ein israelisches Gericht die für den 9. November geplante Versteigerung von acht Tätowierstempeln aus dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gestoppt. Gleichzeitig setzte das Bezirksgericht in Tel Aviv für den 16. November eine "Eilverhandlung" fest. Mit den Tätowierstempeln hatten die Nazis den Insassen des Vernichtungslagers ihre Häftlingsnummern ins Fleisch gestochen. Die Mitteilung des Gerichts enthielt keine Angaben über die Rechtsgrundlage für die einstweilige Verfügung. Israel hat kein Gesetz gegen den privaten Verkauf von Holocaust-Relikten.

Der ukrainische Auschwitz-Überlebende Onufrij Dudo zeigt im Januar 2020 die eingestochene Häftlingsnummer
Bild: DW
Der ukrainische Auschwitz-Überlebende Onufrij Dudo zeigt im Januar 2020 die eingestochene Häftlingsnummer
Der ukrainische Auschwitz-Überlebende Onufrij Dudo zeigt im Januar 2020 die eingestochene Häftlingsnummer Bild: DW

Nach Angaben des Auktionshauses Tzolman's Auctions gibt es weltweit nur drei der brutalen Stempelsätze. Der von ihm zum Verkauf angebotene soll demnach der größte sein. Gegen die Versteigerung geklagt hatte ein Dachverband von 55 Organisationen, die von den Nazis verfolgte jüdische Gemeinschaften in Europa und Nordafrika vertreten.

Auktionator: Durch Versteigerung "in die richtigen Hände"  

Anwalt David Fohrer bezeichnete die ausgerechnet zum Jahrestag der Reichspogromnacht von 1938 geplante Auktion als "illegal" und als Verstoß gegen das Gebot des öffentlichen Anstands. Die Stempel gehörten nicht in private Hände, argumentierte Fohrer im Namen des Center Organizations of Holocaust Survivors in Israel. Vielmehr sollten sie der Öffentlichkeit als "schreckliche Erinnerung" und "Beweis für die Verbrechen der Nazis und ihrer Helfer" dienen. Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem nannte die Auktion "moralisch inakzeptabel". Die Stempel sollten an sie gehen.

Gebäudekomplexe in der Nähe des Haupteingangs des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau
Das Grauen bleibt: Gebäudekomplexe in der Nähe des Haupteingangs des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Schreiber

Der Besitzer des Auktionshauses, Meir Tzolman, der nach eigener Aussage ein Enkel von Holocaust-Überlebenden ist, verteidigte die Auktion. Er wolle damit unter anderem sicherstellen, dass die Stempel "in die richtigen Hände" gelangten. Ihr Verkäufer sei "entschlossen, um jeden Preis zu verkaufen". Tzolman berichtete auch von Anrufen von Dutzenden Leuten, die mitbieten wollten: "Jeder von ihnen nannte den Namen eines anderen Museums mit Bezug zum Holocaust."

Auschwitz-Birkenau war das größte Vernichtungslager der Nationalsozialisten. In dem im besetzten Polen errichteten Lager wurden bis 1945 mehr als 1,1 Millionen Menschen ermordet, darunter rund eine Million jüdischer Männer, Frauen und Kinder.

sti/uh (afp, rtr)