Steffi Nerius holt Gold
18. August 2009Mit Tränen in den Augen reckte sie die Hände in den Himmel, schwenkte die Nationalfahne und ließ sich von ihren Fans feiern: Steffi Nerius hat sich die letzte WM ihrer Karriere vergoldet. Sie schaffte direkt im ersten Versuch sensationelle 67,30 Meter. "Es ist unglaublich, von einem solchen Abschluss kann man nur träumen", jubelte die Speerwurf-Weltmeisterin. Steffi Nerius gewann nach fünfmal Silber und sechsmal Bronze in der WM-Geschichte für deutsche Speerwerferinnen das erste Gold.
Silber ging mit 66,42 Metern an die favorisierte Olympiasiegerin und Weltrekordlerin Barbora Spotakova aus Tschechien, Bronze mit 66,06 Metern an die russische Olympiazweite Maria Abakumowa. Große Verliererin war Christina Obergföll, die vor einem Jahr in Peking die deutsche Mannschaft mit Bronze vor der totalen Medaillenpleite gerettet hatte. Erst im dritten Versuch schaffte es die zweimalige WM-Zweite mit 64,34 Metern in den Endkampf der acht Besten. Doch dann hatte sie nichts mehr zu bieten und wurde Fünfte. Einen Platz dahinter landete die dritte Deutsche, Linda Stahl.
Endlich ein großer Titel für Richards
Großen Jubel gab es auch bei Sanya Richards aus den USA. Die seit Jahren beste 400-Meter-Läuferin der Welt hat ihren ersten großen Titel geholt. Richards war in der Jahres-Weltbestzeit von 49,00 Sekunden die schnellste und sicherte sich Gold. Silber ging an die Jamaikanerin Shericka Williams in 49,32 Sekunden, Bronze an die Russin Antonina Kriwoschapka in 49,71 Sekunden. Einzige deutsche Vertreterin auf der Stadionrunde war die 21 Jahre alte deutsche Meisterin Sorina Nwachukwu. Sie war bereits im Halbfinale ausgeschieden.
Überraschung im Dreisprung
Der Brite Phillips Idowu ist neuer Dreisprung-Weltmeister. Mit knallrot gefärbten Haaren holte er sich mit einer Weltjahresbestleistung den Titel. Er entthronte überraschend den Titelverteidiger und Olympiasieger Nelson Evora aus Portugal. Idowu sprang 17,73 Meter weit und verwies damit Evora mit 17,55 Metern und den Kubaner Alexis Copello mit 17,36 Metern auf die Plätze zwei und drei. "Vielen Dank für die Unterstützung. Ich liebe Berlin", jubelte der neue Weltmeister danach ins Stadionmikrofon.
Clement erneut Weltmeister
Kerron Clement ist alter und neuer Weltmeister über 400 Meter Hürden. Der US-Amerikaner verteidigte seinen WM-Titel von 2007 in der Weltjahresbestzeit von 47,91 Sekunden. Zweiter wurde Javier Culson aus Puerto Rico (48,09) vor Bershawn Jackson aus den USA (48,23). Der zweifache Weltmeister und ehemalige Olympiasieger Felix Sanchez aus der Dominikanischen Republik strauchelte an der zweiten Hürde und belegte in 50,11 Sekunden nur den achten Platz.
Zweites Gold für Kenia
Drei Tage nach dem Triumph von Landsfrau Linet Chepkwemoi Masai über 10.000 Meter hat auch Ezekiel Kemboi Gold für Kenai gewonnen: Über 3.000 Meter Hindernis setzte sich der Jahres-Weltbeste in 8:00,43 Minuten durch und sorgte für den achten WM-Triumph seines Landes seit 1983 auf dieser Distanz. Silber ging an seinen Landsmann Richard Kipkemboi Mateelong (8:00,89). Europarekordler Bouabdellah Tahri aus Frankreich verhinderte in 8:01,18 Minuten den totalen kenianischen Triumph. Steffen Uliczka war als einziger deutscher Hindernisläufer im Vorlauf ausgeschieden.
Erster Dopingfall bei der WM
Rund eine Stunde vor dem Finale über die Hindernisstrecke hatte der marokkanische Verband bekannt gegeben, dass Jamal Chatbi positiv auf das Anabolikum Clenbuterol getestet worden war. Eigentlich hätte der 25-Jährige im Finale antreten sollen. Damit hat die WM am vierten Wettkampftag den ersten Dopingfall.
Harting schießt verbal übers Ziel hinaus
Keine Probleme in der Qualifikation hatte Diskuswerfer Robert Harting, der sich gleich mit seinem ersten Versuch für das Finale der besten Acht qualifizierte. Gleiches gelang auch Topfavorit Gerd Kanter aus Estland. Für Aufsehen sorgte allerdings ein Interview, dass Harting nach seinem Auftritt im Stadion gab. Darin schoss Harting Giftpfeile gegen eine Aktion der deutschen Dopingopfer, die vor dem Stadion Augenbinden gegen Doping mit der Aufschrift "Ich will das nicht sehen!" verteilten.
"Wenn der Diskus aufkommt, soll er gleich gegen eine der Brillen springen, die die Dopingopfer hier verteilt haben - damit sie wirklich nichts mehr sehen", ätzte Harting. Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop, war nach Hartings Äußerungen erschüttert: "Ich finde diese Aussagen unerträglich", sagte er. Der Verband wird intern über den Vorfall beraten und möglicherweise nach Hartings Wettkampf am Mittwoch (19.08.2009) Konsequenzen ziehen. Harting hat sich mittlerweile entschuldigt und wird nach dem Diskus-Finale Stellung beziehen.
Souveräne Ariane Friedrich
Eine im Gegensatz zu Stabhochspringerin Jelena Issinbaieva erfolgreiche Schau lieferte Hochspringerin Ariane Friedrich ab. In der Qualifikation stieg sie erst bei einer Höhe von 1,95 Meter ein und qualifizierte sich auch prompt mit diesem einen Sprung für das Finale. Mit-Favoritin Blanka Vlasic aus Kroatien begann früher, übersprang dann aber auch die 1,95 Meter.
Ihren WM-Start abgesagt hat dagegen die Marathonläuferin Melanie Kraus. Kraus könne wegen massiver Rückenbeschwerden nicht am Rennen am Sonntag teilnehmen, wurde von der deutschen Mannschaft mitgeteilt. Nach der Favoritin Irina Mikitenko hat damit schon die zweite deutsche Marathonläuferin abgesagt. Damit sind insgesamt noch 89 Sportler in der deutschen Mannschaft.
Die beiden amerikanischen Favoriten Jeremy Wariner und LaShawn Merrit gaben sich in den 400-Meter-Vorläufen keine Blößen. Deutsche Läufer hatten sich nicht für die WM qualifiziert.
Auch Hürdensprinterin Carolin Nytra ist der Finalteilnahme einen Schritt näher gekommen. Die Bremerin qualifizierte sich als Dritte ihres Vorlaufs in 13,03 Sekunden für die Vorschlussrunde.
Bolt joggt in den Zwischenlauf
Sprint-Superstar Usain Bolt lässt an seinem anvisierten WM-Double nicht den geringsten Zweifel aufkommen. Zwei Tage nach seinem 100-m-Fabelweltrekord beherrschte der dreimalige Olympiasieger aus Jamaika bei seinem Zwischenlaufsieg über 200 Meter die Konkurrenz nach Belieben und joggte in locker herausgelaufenen 20,41 Sekunden ins Halbfinale. Nicht dabei ist sein Dauerrivale Tyson Gay, der sich wegen Leistenbeschwerden abgemeldet hatte.
Ein in den letzten Jahren sehr seltenes Bild gab es dann in einem weiteren 200-Meter-Vorlauf: Ein deutscher Sprinter lag im Ziel tatsächlich vorn: Robert Hering erreichte zudem mit der drittbesten Vorlaufzeit den Zwischenlauf. (of/as/sid/dpa)