Grippewelle beginnt ungewöhnlich früh
10. November 2022In Deutschland hat die Grippewelle bereits begonnen: Das Robert Koch-Institut (RKI) datierte den Beginn rückblickend auf die Woche bis 30. Oktober, wie aus seinem jüngsten Bericht hervorgeht. Maßgeblich für die Einschätzung sind Ergebnisse aus einem Überwachungssystem, bei dem Proben von Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen untersucht werden.
"Während der letzten Monate wurden deutlich mehr Influenzameldungen an das RKI übermittelt als in den vorpandemischen Saisons um diese Zeit", erläuterte das RKI. Wahrscheinlich beruhe dies unter anderem auf der Empfehlung seit der Corona-Pandemie, dass bei Atemwegssymptomen auch auf Influenzaviren getestet werden sollte.
"Nachholeffekte"
In den Jahren vor Corona begann die jährliche Grippewelle meist erst im Januar und dauerte drei bis vier Monate. In den vergangenen beiden Saisons veränderten wohl die Pandemie und die dagegen getroffenen Maßnahmen den gewohnten Verlauf jedoch stark: 2020/21 fiel die Grippewelle weltweit aus. Und auch 2021/22 kam es in Deutschland nicht zu einer Welle im gewohnten Maßstab, die Meldezahlen gingen erst nach den Osterferien und damit sehr spät etwas in die Höhe.
Der Verlauf in dieser Saison lasse sich nicht vorhersagen, betonen Fachleute. Allerdings ist es laut RKI "denkbar", dass die Bevölkerung in erhöhtem Maß und/oder ein erhöhter Anteil der Bevölkerung anfällig ist für die Erreger, wie es auf der Internetseite des Instituts heißt. Befürchtet werden jedenfalls "Nachholeffekte". Das heißt: Wer länger keine echte Grippe hatte, könnte jetzt wieder "fällig" sein.
Die Zahl der Infektionen während einer Grippewelle wird auf fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung geschätzt, was in Deutschland etwa vier bis 16 Millionen Menschen entspricht. Nicht jeder Infizierte erkrankt. "Die Zahl der Todesfälle kann bei den einzelnen Grippewellen stark schwanken, von mehreren Hundert bis über 25.000 in der Saison 2017/18", hält das RKI fest. Eine Grippeschutzimpfung wird in Deutschland unter anderem Menschen ab 60, Schwangeren, chronisch Kranken, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen sowie Menschen mit erhöhtem beruflichem Risiko empfohlen.
wa/mak (dpa, RKI)