Groß-Razzia gegen Neonazi-Netzwerk
26. Februar 2021Jahrelang hatten Polizei und Verfassungsschutz die Aktion vorbereitet, nun schlugen sie zu: In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen durchsuchten die Ermittler 27 Wohn- und Geschäftsräume, mindestens zehn Menschen wurden festgenommen - gegen neun von ihnen lagen Haftbefehle vor. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Gera wirft den Beschuldigten bandenmäßigen Handel mit Betäubungsmitteln sowie Geldwäsche vor.
An den Razzien waren mehr als 500 Einsatzkräfte aus Thüringen, Spezialkräfte aus Sachsen-Anhalt sowie Spezialisten des Bundeskriminalamts und des hessischen Landeskriminalamtes beteiligt.
Drogenhandel, Geldwäsche und möglicher Waffenhandel
Bei dem Neonazi-Netzwerk, gegen das sich die Aktion richtete, handelt es sich um die Neonazibruderschaften "Turonen" und "Garde 20". Bei der Geldwäsche soll auch ein Szeneanwalt eine Rolle spielen, dessen Kanzlei in Hessen laut Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) ebenfalls durchsucht wurde. Wie der MDR weiter berichtete, sollen die Neonazis unter anderem in Gotha ein Bordell betrieben haben. Zudem bestehe der Verdacht des Waffenhandels mit Quellen im europäischen Ausland.
Nach Angaben des thüringischen Landeskriminalamtes machte sich der Innenminister des Bundeslandes, Georg Maier, in Ballstädt im Kreis Gotha selbst einen Eindruck von dem Polizeieinsatz.
"Der Rechtsstaat funktioniert"
Maier wertete die Razzia als wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Rechtsextremismus. Der Aktion sei eine jahrelange Vorbereitung vorausgegangen, sagte Maier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Verfassungsschutz habe dabei den Impuls zu den Ermittlungen gegeben. Bei der als rechtsextremistisch bekannten Gruppe habe man dann festgestellt, dass es weitere Ermittlungsansätze über den Rechtsextremismus hinaus in die organisierte Kriminalität hinein gebe.
Der Innenminister bezeichnete die Großrazzia als " harten Schlag gegen eine der herausragenden rechtsextremen Strukturen in Thüringen". Er hoffe, dass im Zuge der Ermittlungen gegen das mutmaßlich kriminelle Neonazi-Netzwerk dessen Strukturen nachhaltig zerstört werden könnten.
"Die Schnittstelle zwischen Rechtsextremismus und organisierter Kriminalität ist entscheidend. Denn hier kommen rechtsextremistische Einstellungen und Gewaltbereitschaft zusammen. Das hat diese Gruppe so gefährlich gemacht", so Maier. Die Razzia zeige, "dass der Rechtsstaat funktioniert".
cw/jj (afp, dpa, epd)