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KonflikteSudan

Hilfsorganisation: Huthi-Angriffe gefährden Sudan-Hilfe

25. Februar 2024

Millionen Menschen sind wegen des Bürgerkrieges im Sudan auf humanitäre Hilfe angewiesen. Doch Hilfslieferungen werden erschwert durch die Huthi-Attacken auf Frachter im Roten Meer, warnt eine Hilfsorganisation.

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Ost Sudan Getreide Lieferungen Markt
Zahlreiche Kornsäcke warten in einem Lager in Gedaref im Ostsudan auf den Weitertransport zu den HungerndenBild: Ebrahim Hamid/AFP

Das International Rescue Committee (IRC) weist darauf hin, dass viele Logistikunternehmen aufgrund der Angriffe der jemenitischen Huthi-Miliz inzwischen die wichtige Handelsroute durch die Meerenge von Bab al-Mandab meiden, die den Golf von Aden mit dem Roten Meer verbindet. Die Meerenge zwischen dem Jemen und Dschibuti sei auch für die humanitäre Hilfe im Sudan und andere Länder am Horn von Afrika wichtig gewesen, sagte die Sudan-Landesdirektorin der Hilfsorganisation, Eatizaz Yousif, dem Evangelischen Pressedienst. Wegen der Nutzung alternativer Routen seien die Kosten gestiegen und Lieferungen länger unterwegs. Das International Rescue Committee ist eine weltweit tätige Hilfsorganisation für Flüchtlinge und Kriegsopfer. Im Sudan ist sie unter anderem in der Gesundheitsversorgung tätig.

Hilfsgüter gelangen laut Yousif nun über mehrere Ausweichrouten in den Sudan. Sie würden etwa in Häfen der Vereinigten Arabischen Emirate ausgeschifft, nach Saudi-Arabien transportiert und von dort über das Meer gefahren. Zudem werde humanitäre Hilfe aus Kenia eingeflogen oder über den Landweg aus Ägypten und dem Tschad transportiert. Das Ausweichen auf diese Alternativen mache die Einsätze sehr teuer, sagte sie. Lieferungen, die innerhalb von zwei Wochen vor Ort waren, "benötigen jetzt Monate, um uns zu erreichen".

Huthi-Miliz nimmt Frachter ins Visier

Die vom Iran unterstützten Huthis kämpfen seit Jahren im Bürgerkrieg im Jemen gegen die dortige Regierung. Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Oktober 2023 hat die Miliz ihre Angriffe auf Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden verstärkt. Sie will damit ein Ende der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen erreichen, mit der Israel auf den terroristischen Überfall der Hamas auf Israel im Oktober reagiert. Viele Reedereien meiden deswegen inzwischen die wichtige Seehandelsroute, über die normalerweise zwölf Prozent des weltweiten Seehandels abgewickelt werden. Die EU, die USA und weitere Staaten stufen die Hamas als Terrororganisation ein.

Sudanesischer Flüchtlinge im Adre-Krankenhaus
Diese sudanesischen Flüchtlinge warten am Adre-Krankenhaus im benachbarten Tschad auf medizinische HilfeBild: Mohammad Ghannam/MSF/REUTERS

Die Vereinten Nationen sprechen mit Blick auf den Krieg im Sudan von der derzeit größten Vertreibungskrise weltweit. Vor rund zehn Monaten war ein Machtkampf zwischen der Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) eskaliert. Nach UN-Angaben sind fast 18 Millionen Menschen von akutem Hunger bedroht. Die Hilfe in der Region ist zugleich stark unterfinanziert. Nach Angaben des Welternährungsprogramm droht in den kommenden sechs Monaten eine Finanzierungslücke von 300 Millionen US-Dollar.

Überleben im Sudan

Erneute alliierte Angriffe auf Huthi-Stellungen

Die Streitkräfte der USA und Großbritanniens haben erneut Stellungen der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz im Jemen bombardiert. Die Angriffe hätten sich gegen 18 Huthi-Ziele an acht Orten gerichtet, erklärte das US-Militär. Ins Visier genommen worden seien unter anderem unterirdische Waffenlager, Raketenlager, Angriffsdrohnen, Luftabwehrsysteme und ein Hubschrauber. Damit sollten die Fähigkeiten der Miliz geschwächt werden, ihre Angriffe auf Handelsschiffe in der Region fortzusetzen. Laut einer gemeinsamen Erklärung wurden die Luftangriffe der USA und Großbritanniens von Australien, Bahrain, Dänemark, Kanada, den Niederlanden und Neuseeland unterstützt.

Jemen | nach US-geführten Luftangriffen in Sanaa
Eine Explosion erschüttert nach einem US-geführten Luftangriff die Stadt Sanaa im JemenBild: Adel Al Khader /REUTERS

Die Huthis sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten und vom Iran unterstützten "Achse des Widerstands", zu der neben der Hamas unter anderem auch die Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon gehört. Als Antwort auf die Huthi-Attacken führen die Streitkräfte der USA wie Großbritanniens ihrerseits Angriffe auf die islamistische Miliz aus.

Warnung aus Washington

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin warnte am Samstag, die USA würden "nicht zögern", die zum Schutz von Menschenleben und freien Handelsflüssen notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Die Huthis würden die "Konsequenzen" für ihre "illegalen Angriffe" zu spüren bekommen.

Die EU will derweil mit ihrer neuen Militärmission "Aspides" die Schifffahrt in der Region schützen. Die deutsche Fregatte "Hessen" ist nach Angaben der Bundeswehr inzwischen im Einsatzgebiet eingetroffen. Der Bundestag hatte das Mandat zur Beteiligung der Bundeswehr an der EU-Mission am Freitag gebilligt. Nach dem Mandat kann sich die Bundeswehr mit bis zu 700 Soldatinnen und Soldaten an der Mission beteiligen. Der Marine-Einsatz gilt als besonders gefährlich

Deutsche Fregatte „Hessen“
Die deutsche Fregatte "Hessen" (Archivbild)Bild: Hauke-Christian Dittrich/dpa/picture alliance

Riesiger Ölteppich nach Raketenangriff

Nach dem jüngsten Raketenangriff der jemenitischen Huthi-Miliz auf einen Frachter warnte das US-Militär vor einer Umweltkatastrophe im Roten Meer. Nach dem Beschuss habe sich ein fast 30 Kilometer langer Ölteppich gebildet, teilte das US-Regionalkommando Centcom am Samstag mit. Das Schiff liege vor Anker und würde langsam voll Wasser laufen. Die "Rubymar" habe etwa 41.000 Tonnen Düngemittel geladen, die ins Rote Meer gelangen und die Umweltkatastrophe verschlimmern könnten. Der Premierminister und Außenminister der international anerkannten jemenitischen Regierung, Ahmed bin Mubarak, rief derweil andere Länder und Organisationen dazu auf, sich an Umweltschutzmaßnahmen zu beteiligen, sollte das Schiff sinken.

M/V Rubymar, ein unter Belize-Flagge fahrender britischer Massengutfrachter, der im Golf von Aden Öl ausläuft
Der attackierte Frachter "Rubymar" verliert im Golf von Aden viel ÖlBild: US Central Command/AFP

Vor einer Woche hatten die Huthis nach eigenen Angaben einen Frachter in der Meerenge von Bab al-Mandab am südlichen Eingang zum Roten Meer mit Raketen angegriffen und schwer beschädigt. Die zur britischen Marine gehörende Behörde UKMTO hatte über den Angriff informiert und mitgeteilt, die Crew sei in Sicherheit gebracht worden. Die Hafenbehörde von Dschibuti hatte anschließend berichtet, dass die Besatzung der unter der Flagge von Belize fahrenden "Rubymar" sicher nach Dschibuti gelangt sei.

kle/se (epd, afp, dpa)