Hoffnungslos - das Leben der Flüchtlinge in Jordanien
Jordanien bietet den Flüchtlingen Schutz vor Krieg und Terror. Doch das Land ist zunehmend überfordert. Auf zehn Einwohner kommt ein Flüchtling. Nur die wenigsten bekommen finanzielle Unterstützung.
Hoher Besuch im Flüchtlingslager
Bundespräsident Joachim Gauck besuchte zum Abschluss seiner Jordanien-Reise das Flüchtlingslager Asraq. Dabei ließ er sich vom Landesdirektor des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR über die Lebensbedingungen der Menschen informieren.
Mitten in der Wüste
Das Flüchtlingslager Azraq wird vom UN-Flüchtlingswerk betrieben und liegt in der Wüste. Die Menschen haben hier zwar ein Dach über dem Kopf. Doch im Winter ist es bitter kalt und im Sommer brütend heiß. Schon jetzt fallen die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt.
Traumatisiert und ohne Perspektive
Vor der Kamera lachen sie, aber die Bedingungen für die Kinder in Azraq sind laut den UNHCR-Mitarbeitern besonders hart. Viele sind schwer traumatisiert und benötigen psychologische Betreuung. Mehr als die Hälfte der 28.000 syrischen Flüchtlinge hier sind Kinder.
Schulbildung im Flüchtlingscamp
Bundespräsident Gauck und seine Lebenspartnerin Daniela Schadt besuchen im Flüchtlingslager Azraq eine Schulklasse. Gerade wird Mathematik unterrichtet. Sehr schwer sei das, sagt diese 13-Jährige Syrerin zur deutschen "First Lady". Mädchen und Jungen werden im Lager getrennt unterrichtet. Im zwei-Schicht-Betrieb.
"Steine und Sand statt menschlicher Kontakte"
Was die Menschen eigentlich bräuchten, sei die baldige Rückkehr in die Heimat, sagte der Bundespräsident im Flüchtlingslager Azraq. Er hoffe, dass die Hilfsgelder weiter fließen. "Die Völkergemeinschaft muss sich überlegen, ob sie es dulden will, dass Ernährungsprogramme heruntergefahren werden. Das geht so nicht."
Warten, bis die Nummer aufgerufen wird
In Amman, in der größten Registrierungsstelle der Welt des UNHCR, können täglich bis zu 3.000 Flüchtlinge einen Termin bekommen. Die Menschen hier stammen vor allem aus Syrien, dem Irak und Somalia. Hinter den nackten Zahlen stehen oft furchtbare Schicksale. Nur die Ärmsten bekommen finanzielle Unterstützung.
Leben unter der Armutsgrenze
Viele Syrer schlagen sich in den Städten Jordaniens durch. 85 Prozent aller Flüchtlinge leben außerhalb der Camps. Arbeiten dürfen sie hier nicht. Um zu überleben, sind sie auf private Spenden angewiesen. Die große Mehrheit der Flüchtlinge lebt unter der Armutsgrenze. Und die liegt in Jordanien bei 3,20 US-Dollar am Tag.
Vom Krieg geflohen
Achmad ist mit seiner Frau und seinen sieben Kindern aus Aleppo geflohen. Im Flüchtlingscamp haben sie es nicht ausgehalten, jetzt leben sie im Kellergeschoss eines Hauses am Rande Ammans. Es ist kalt hier unten. Die Nudeln haben sie mit Wasser zur Suppe verlängert.
Aufgewachsen im syrischen Bürgerkrieg
Achmads kleine Tochter Safa stand vor der Haustür, als eine Bombe in ihrer Straße explodierte. Safa verlor ihr rechtes Bein. In ihrem Rücken, unter der Kopfhaut und an den Händen sind jetzt noch Metallsplitter. Sie wurde notdürftig in einer mobilen, privaten Krankenstation versorgt. Safa und ihre Schwestern können in Jordanien nicht zur Schule gehen.
Fast eine Million Flüchtlinge
Diese Schicksale waren auch Thema beim Treffen des Bundespräsidenten mit König Abdullah II. und Königin Rania. "Wir sehen den König als einen wichtigen Partner, der bei der Gestaltung eines Auswegs in Syrien eine enorme Rolle spielen kann", sagt Gauck. Er spricht Jordanien seinen tiefen Respekt für die Aufnahme der Flüchtlinge aus.
Jordanien bietet den Flüchtlingen Schutz vor Krieg und Terror. Doch das Land ist zunehmend überfordert. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Wirtschaftslage schlecht. Auf 10 Einwohner in Jordanien kommt ein Flüchtling. Nur die wenigsten bekommen finanzielle Unterstützung. Und die privaten Spenden der Jordanier gehen dramatisch zurück.