Impfkampagne gegen Kinderlähmung in Indonesien
6. Juni 2005Indonesien hat nach neuen Fällen von Kinderlähmung eine Kampagne zur Impfung von 6,4 Millionen Kindern begonnen. Insgesamt wurden in Indonesien 16 Fälle bestätigt. Der erste Fall wurde Ende April registriert, dabei galt Indonesien seit 1995 als poliofrei.
Kostenlose Schluckimpfungen
Die Massenimpfung findet im Großraum der Hauptstadt Jakarta sowie den Provinzen Westjava und Banten statt. Alle 16 bestätigten Polio-Fälle kamen aus dieser Region. Medizinisches Personal und Freiwillige haben mobile Kliniken errichtet, um die Impfungen durchzuführen. Auch die Fast-Food-Kette McDonald's beteiligte sich an der umfangreichen Impfkampagne. Am ersten Tag der einwöchigen Kampagne boten verschiedene Zweigstellen kostenlose Schluckimpfungen an.
Auch Danny Setiawan, Gouverneur der Provinz West Java, wirbt für die Impfkampagne. Er bittet alle Eltern mit Kindern unter fünf Jahren eine der mobilen Kliniken zu besuchen und ihre Kinder impfen zu lassen. "Nur so können wir erreichen, dass Westjava poliofrei wird", sagt Setiawan. Für die Umsetzung seien die örtlichen Behörden zuständig, sie seien verpflichtet, die kostenlose Behandlung durchzuführen.
Impfung per Gesetz
Die indonesische Regierung versucht mit der Kampagne, dem Ausbruch einer Polio-Epidemie entgegenzuwirken. Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen, riskieren eine Geldstrafe von umgerechnet 85 Euro. Dies teilte Abdul Chalik Masulili, Leiter der Gesundheitsbehörde in Jakarta, einer indonesischen Tageszeitung mit. Damit die Kampagne auch die Bevölkerung in abgelegenen Regionen erreicht, werden in dieser Woche Hausbesuche gemacht. Kinder, die bereits eine Impfung erhalten haben, bekommen einen Tintenklecks auf den kleinen Finger der linken Hand um doppelte Impfungen auszuschließen. Ende Juni startet der zweite Teil der umfangreichen Aktion.
Yudi Prayuda, Leiter der Gesundheitsbehörde in Westjava, betont, es sei wichtig, dass alle Kinder unter fünf Jahren diese Schluckimpfung bekämen, ganz egal ob sie schon eine andere Impfung bekommen hätten oder nicht. "Allerdings sollten die Kinder gesund sein, sie dürfen zum Beispiel nicht Durchfall haben, sonst kann die Impfung nicht effektiv wirken", erklärt er. Dann sei es besser, die Impfung später vorzunehmen.
Virus angeblich aus Mekka eingeschleppt
Es wird vermutet, dass die Polio-Fälle in Indonesien durch einen Ausbruch der Kinderlähmung in Westafrika verursacht wurden. Die Polio-Impfungen in dieser Region wurden für 10 Monate wegen religiöser Vorbehalte ausgesetzt. Die indonesischen Behörden behaupten, dass das Virus durch einen Wanderarbeiter oder einen Pilger, der aus Mekka zurückkehrte, eingeschleppt wurde.
Die letzten Krankheitsfälle in Indonesien und der Polio-Ausbruch im Jemen haben insgesamt 80 Opfer gefordert. Kinderlähmung wird hauptsächlich über Wasser übertragen und tritt wie der Name schon sagt vor allem bei Kindern auf. Die Krankheit führt zu schweren Lähmungen und endet oft auch tödlich.