In München ist o'zapft!
19. September 2009Rund sechs Millionen Besucher aus dem In- und Ausland werden zum Oktoberfest in München erwartet. Sie werden Schätzungen der Veranstalter zufolge rund sechs Millionen Liter Bier trinken. Dazu gibt es traditionell Haxn (Eisbein bzw. Schweinehaxe) oder Hendl (Brathähnchen). Von Samstag (19.09.2009) an tummeln sich die Gäste 16 Tage lang auf der Theresienwiese - bis zum 4. Oktober.
In Dirndl und Lederhosen
Die traditionsbewussten Münchner legen bei ihrem Oktoberfest Wert auf eine spezielle Kleiderordnung: Frauen erscheinen im Dirndl (bayerisches Trachtenkleid), Männerbeine werden in Lederhosen gesteckt.
"O'zapft ist!" - Oberbürgermeister Christian Ude zapfte um Punkt 12 Uhr das erste Fass Bier an und eröffnete damit das 176. Oktoberfest. Er benötigte nur zwei Schläge, das war ihm zuvor bereits zweimal gelungen. Die erste Maß Bier gebührte traditionell dem bayerischen Regierungschef. Ministerpräsident Horst Seehofer stieß mit Ude auf das Oktoberfest an.
Nach dem Anstich donnerten zwölf Böllerschüsse über das Oktoberfestgelände als Zeichen für die Wirte, dass Bier ausgeschenkt werden darf. Hunderttausende Besucher drängten sich bereits zum Auftakt auf der Theresienwiese. Sie hatten sich schon in den frühen Morgenstunden vor den Festzelten angestellt.
Festbier ist 31 Cent teurer als im Vorjahr
Die 14 Festzelte bieten rund 100.000 Sitzplätze. Neben den Festzelten gibt es rund 270 Schausteller, über 300 Marktkaufleute und mehr als 100 kleinere und mittlere Gastronomiebetriebe. Zu den ältesten Attraktionen zählen die Schiffschaukel, der Flohzirkus, die "Enthauptung" im für Zaubereien und Kuriositäten bekannten Varieté-Theater "Schichtl", das Riesenrad und die Krinoline (traditionelles Rundkarrussell).
Für das Oktoberfest brauen die Münchner Brauereien ein spezielles Bier mit einem höheren Alkoholgehalt von etwa sechs bis sieben Prozent. Der Liter Festbier kostet in den großen Bierzelten in diesem Jahr durchgängig zwischen 8,50 Euro und 8,60 Euro. In den kleineren Zelten wird der Liter ab 8,10 Euro angeboten. Im Durchschnitt ist der Liter Bier damit 31 Cent teurer als noch im Vorjahr.
Herrmann: Keine Terror-Drohungen gegen Oktoberfest
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat nach der Veröffentlichung eines mutmaßlichen El-Kaida-Drohvideos zu erhöhter Wachsamkeit geraten. Er warnte aber zugleich vor Panik. Herrmann betonte, es gebe für das Oktoberfest keine konkreten Drohungen. Die Polizei sei aber rund um die "Wiesn" stark präsent.
In der Internet-Botschaft der islamistischen Terrororganisation fordert der Islamist Bekkay Harrach den sofortigen Abzug deutscher Soldaten aus Afghanistan. Anderenfalls drohe Deutschland nach der Wahl am 27. September "ein böses Erwachen" mit bitteren Konsequenzen.
Fast 200-jährige Fest-Geschichte
Das Oktoberfest blickt auf eine fast 200-jährige Geschichte zurück. Erstmals fand das Fest im Oktober 1810 statt. Damals gaben Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese sich auf einer Wiese vor den Stadtmauern Münchens in einer prunkvollen Zeremonie das "Ja-Wort".
Die Wiese, auf der zum Abschluss der Feierlichkeiten ein Pferderennen stattfand, wurde zu Ehren der Braut "Theresienwiese" genannt. Daher stammt die mundartliche Bezeichnung "Wiesn" für das Oktoberfest. Da das Wetter im Oktober häufig schon recht kühl ist, beginnt das Volksfest seit dem Jahr 1872 schon im September.
Wegen Cholera-Epidemien fiel das Fest insgesamt 24 Mal aus. Auch ein Terroranschlag gehört in die Geschichte des Oktoberfestes: Am 26. September 1980 wurden 13 Menschen durch eine Bombe getötet, darunter der als Rechtsextremist eingestufte Attentäter. Mehr als 200 Besucher erlitten schwere Verletzungen. (kis/mas/dpa/ap/rtr)