Indiens Parlament führt Frauenquote ein
22. September 2023In Indien soll künftig ein Drittel aller Sitze des Unterhauses und der Regionalparlamente an Frauen gehen. Nach elfstündiger Debatte stimmten alle 215 Abgeordneten des Oberhauses der Gesetzesänderung zu. Am Mittwoch hatte die Vorlage bereits die erste Kammer passiert.
Bis die Reform in Kraft tritt, dürften aber noch Jahre vergehen, da zunächst eine Volkszählung stattfinden muss. Anschließend sollen die Sitzzahlen je nach Bevölkerungsgröße der Bundesstaaten angepasst werden. Frauen sind derzeit im Unterhaus deutlich in der Minderheit.
Jahrzehntelange Ablehnung
Premierminister Narendra Modi sprach im Kurznachrichtendienst X von einem "historischen Schritt", der sicherstelle, dass Stimmen von Frauen besser gehört würden. Entsprechende Vorschläge hatte es schon 1996 gegeben, viele konservative Abgeordnete lehnten sie jedoch lange ab.
Die nun getroffene Entscheidung könnte den Rückhalt der hindunationalistischen Regierungspartei BJP bei der weiblichen Wählerschaft stärken. In den kommenden Monaten stehen mehreren Regionalwahlen an, im nächsten Jahr die nationalen Wahlen.
Indien ist mit 1,4 Milliarden Einwohnern die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt. Das politische System des Schwellenlandes geht auf die britische Kolonialherrschaft zurück. Das Unterhaus, Lok Sabha ("Volksversammlung") genannt, hat maximal 550 Sitze - deutlich weniger als der Deutsche Bundestag. Die zweite Kammer, das Oberhaus, das als Rajya Sabha ("Staatenversammlung") bezeichnet wird, ist auf 250 Sitze begrenzt.
jj/ack (dpa, afp)