Internationale Konferenz gegen Menschenhandel in Sarajevo
22. Dezember 2003Bonn, 19.12.2003, DW-RADIO/Bosnisch
Der Menschenhandel stellt auch weiterhin ein großes Problem für die Behörden in Bosnien und Herzegowina dar. Dies gilt auch für die benachbarten Balkan-Staaten. Auf einem dieser Art der Kriminalität gewidmeten Treffen in- und ausländischer Vertreter in Sarajevo hieß es, Bosnien und Herzegowina könnte als erstes Land auf dem Balkan einen nationalen Plan zur Lösung dieses Problems ausarbeiten. Es berichtet aus Sarajevo Zoran Pirolic:
Der Menschenhandel in den Balkanstaaten wird nicht weniger, sondern die Methoden und Wege der Kriminellen ändern sich. Dies sagte in Sarajevo Helga Conrad, die Vorsitzende der Arbeitsgruppe des Stabilitätspaktes für Südosteuropa zum Kampf gegen Menschenhandel. Nach ihren Worten nimmt der Handel mit Frauen und Kindern innerhalb der Staaten zu, die es versäumen oder umgehen, Opfer als solche zu identifizieren, weil sie ihnen dann Schutz anbieten müssten: "In jedem Land, aber auch auf regionaler Ebene ist die Situation so, dass wir nicht wissen, in welchem Land der Handel beginnt und in welchem er endet."
An der Tagung nahmen Vertreter der UN, von Nicht-Regierungs-Organisationen und der örtlichen Behörden teil. Auch wenn es zahlreiche Bemühungen gibt, sich dem Menschenhandel entgegenzustellen, bleibt der Balkan im Bereich dieser Kriminalität auch weiterhin ein schwarzer Fleck in Europa. Almir Dzuvo, der staatliche Koordinator von Bosnien und Herzegowina für den Kampf gegen Menschenhandel und illegale Immigration, fügt hinzu: "Leider scheint es so, dass nur drei bis fünf Prozent der Gewinne, die durch Menschenhandel erwirtschaftet werden, auf Prostitution zurückgehen. Viel mehr wird dadurch verdient, Menschen nach Westeuropa zu schmuggeln."
Nach seinen Worten gibt es in Bosnien und Herzegowina derzeit etwa 300 Prostituierte, während Daten von Nicht-Regierungs-Organisationen von unvergleichlich höheren Zahlen sprechen. Die Profite durch den Menschenhandel im Bosnien und Herzegowina der Nachkriegszeit erreichen nach Einschätzung von Dzuve zwischen fünf und acht Milliarden konvertibler Mark. Madeleine Aris von der UN bemerkte, dass etwa 15 Prozent der Opfer des Menschenhandels Kinder ausmachen. Almir Dzuvo sagt, dass Bosnien und Herzegowina bis zum Ende des kommenden Monats einen nationalen Plan zum Kampf gegen den Menschenhandel entwickeln wird: "Ich denke, dass ein Mechanismus und System geschaffen wird, mit dem Bosnien und Herzegowina sich unter die Vordersten in der Region im Kampf gegen den Menschenhandel stellt." (md)