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Politik

Krise an israelisch-libanesischer Grenze

1. September 2019

Die gespannte Lage an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon spitzt sich weiter zu. Nach einem Raketenbeschuss aus dem Libanon reagiert Israel nun mit Gegenangriffen. Es gibt gegenseitige Schuldzuweisungen.

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Israel Grenze Libanon Soldaten Artillerie
Die israelische Armee positioniert sich an der Grenze zum LibanonBild: picture-alliance/Photoshot/G. Eliyahu

An Israels Grenze zum Libanon ist es zu einem heftigen Schusswechsel gekommen. Aus dem Libanon seien mehrere Panzerabwehrraketen in Richtung des israelischen Grenzorts Avivim abgefeuert worden, teilte die israelische Armee mit. Ziel seien ein israelischer Militärstützpunkt und Armeefahrzeuge gewesen. Es habe mehrere Treffer gegeben. Die israelische Armee habe das Feuer erwidert und Ziele im Süden des Libanons beschossen. 

Hisbollah meldet Abschuss eines Militärfahrzeugs

Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah teilte mit, bei einem Angriff bei Avivim ein Militärfahrzeug zerstört zu haben. Die Insassen sollen demnach verletzt oder getötet worden sein. Dafür gab es von Israel keine Bestätigung. 

Laut der libanesischen Armee feuerte Israel daraufhin "mehr als 40 Raketen" auf Gebiete außerhalb der Ortschaften Marun al-Ras, Aitarun und Jarun ab. 

Israelische Ortschaften entlang der Grenze wurden angewiesen, die zivilen Schutzbunker zu öffnen. Zuvor hatte Israels Armee nach Medienberichten Leuchtbomben über einem anderen Ort an der Grenze abgefeuert. Eine Militärsprecherin bestätigte lediglich, israelische Einsätze an der Grenze hätten dort Feuer ausgelöst. 

Hariri bittet um Hilfe

Libanons Regierungschef Hariri nahm Kontakt zu US-Außenminister Mike Pompeo und einem diplomatischen Berater von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf, wie Hariris Büro mitteilte. Hariri habe die beiden Länder sowie die internationale Gemeinschaft "angesichts der Entwicklungen an der Südgrenze" seines Landes um ein Eingreifen gebeten. 

Der Leiter der UN-Blauhelmmission Unifil im Südlibanon, Stefano Del Col, forderte beide Konfliktparteien zu "maximaler Zurückhaltung" und zur "Beendigung aller Aktivitäten" auf, wie ein Unifil-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die Mission Unifil überwacht seit 1978 den Waffenstillstand im israelisch-libanesischen Grenzgebiet. Nach dem Ende des Kriegs zwischen der Hisbollah und Israel 2006 wurde die Mission verstärkt. Rund 10.000 Blauhelmsoldaten überwachen derzeit den Waffenstillstand und unterstützen die libanesischen Behörden bei der Grenzsicherung.

Libanon Israelische Drohne über Beirut abgestürzt
Das Medienbüro der Hisbollah-Miliz in Beirut wurde vergangene Woche durch den Drohnenabsturz beschädigtBild: picture alliance/dpa/AP/B. Hussein

Eskalation im Laufe der Woche

Schon in der vergangenen Woche hatte sich die Lage zwischen Israel und dem Libanon zugespitzt. Nach dem Absturz einer Drohne und der Explosion einer zweiten über der Hauptstadt Beirut vor einer Woche warf die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah Israel einen Bombenangriff vor. Der libanesische Präsident Michel Aoun sprach von einer "israelischen Aggression", die einer "Kriegserklärung" gleichkomme. Am Mittwoch schoss die libanesische Armee dann nach eigenen Angaben im Süden des Landes auf drei israelische Aufklärungsdrohnen.

Israel beschuldigt auch den Iran

Israel warf zudem dem Iran vor, mithilfe der Hisbollah im Libanon die Herstellung von Präzisionsraketen zu intensivieren. Am Samstag vor einer Woche waren bei einer israelischen Bombardierung nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus Aktivisten zufolge mindestens fünf regierungstreue Kämpfer getötet worden. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sagte, davon seien zwei Kämpfer der Hisbollah gewesen. Nach Angaben des israelischen Militärs handelte es sich um einen Präventivschlag gegen iranische "Killerdrohnen", die Ziele in Israels Norden angreifen sollten. Die Hisbollah hatte daraufhin Vergeltung angekündigt.

Die gegenseitigen Angriffe nährten die Sorge vor einer weiteren Eskalation der Lage. Zuletzt war es 2006 zu einem rund einmonatigen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah gekommen, den die Schiitenmiliz als Sieg feierte. Auf libanesischer Seite wurden mehr als 1200 Menschen getötet, auf der israelischen mehr als 160 Soldaten und Zivilisten.

as/gri (dpa, afp, rtre)