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Jüdisches Treffen in Ungarn

Markus Frenzel23. Mai 2004

Aus allen Ecken Europas kommen Vertreter jüdischer Gemeinden in Budapest zu einem Spitzentreffen zusammen. Auf der Agenda steht vor allem erste Hilfe für neue Gemeinden in Osteuropa. Ein Workshop für die eigene Zukunft.

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Während des Gebets in einer Budapester SynagogeBild: AP

Es wird eine lange und prominent besetzte Konferenz werden. Zum dritten Mal trifft sich der "Europäische Rat der jüdischen Gemeinden" zu einer Generalversammlung - diesmal vom 20. bis 23. Mai in Budapest. Als Gastredner wird sogar der ungarische Premierminister Péter Medgyessy erwartet. Auf 700 bis 1000 Gäste aus ganz Europa, der ehemaligen Sowjetunion und Nordafrika hoffen die Veranstalter. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland will mit einer kleinen Delegation anrücken. Unter dem Obertitel "Europäisches Judentum am Scheideweg - von der Herausforderung jüdisch zu sein in einem erweiterten Europa" soll über jüdische Identität in der EU der 25 und über das schwere Los ausgewanderter Juden diskutiert werden. Vor allem aber soll Aufbauarbeit geleistet werden - für neue Gemeinden, die vor allem in Osteuropa entstehen.

Zentrale Wohlfahrtsorganisation

Veranstalter der Konferenz ist der "Europäische Rat der jüdischen Gemeinden", der auf den "Europäischen Rat für jüdische Gemeindearbeit" (European Council of Jewish Communal Services) zurückgeht. Die Wohlfahrtsorganisation wurde 1968 in London gegründet. In den Zeiten des Kalten Krieges sollte die Organisation eine Brücke zwischen Ost- und Westeuropa darstellen. In 15 Ländern bot die Einrichtung ein soziales und kulturelles Netzwerk für Juden und verfügte auch über ein eigenes Bildungsangebot. Nach dem Fall der Mauer benannte sich die Organisation dann in den "Europäischen Rat der jüdischen Gemeinden" um und überarbeitete 1990 die Organisationsstruktur. Mittlerweile hat der Rat etwa 70 Mitgliedsverbände in 41 Ländern.

Zusätzlich zu seinen ursprünglichen Arbeitsfeldern hat sich der Rat nun auch auf die Entwicklung von Gemeinden spezialisiert. Mit speziellen Programmen für Führungspersonal und Unterricht in jüdischer Tradition will man helfen, jüdisches Leben besser zu organisieren. Für sein Engagement belohnt wurde der "Europäische Rat der jüdischen Gemeinden" zuletzt mit einem Sitz in der World Jewish Restitution Organization und in der Jewish Claims Conference. In der Vergangenheit stand der "Europäische Rat der jüdischen Gemeinden" in Konkurrenz zum "Europäischen Jüdischen Kongress". "Die Beziehungen waren eine Zeitlang nicht so gut", erinnert sich ein Kenner der Szene, der nicht genannt werden möchte. "Inzwischen hat es sich aber wieder entspannt." Wie eng beide Organisationen heute vernetzt sind zeigt sich auch am Präsidenten des Rates, dem Italiener Cobi Benatoff, der gleichzeitig auch dem Europäischen Jüdischen Kongress vorsteht.

Jüdisches Netzwerk

"Die Generalversammlung der europäischen Juden sollte ein fester Termin in der internationalen Agenda werden", heißt es beim Europäischen Rat, "und sie sollte mindestens alle drei Jahre einberufen werden." Nach Budapest wird die nächste Versammlung auf jeden Fall 2007 stattfinden, wo ist noch nicht klar. Zwischen den Haupttreffen werde es regelmäßige Treffen der nationalen Präsidenten geben, "die informellere und vertraulichere Zusammenkünfte erlauben." Arbeitsschwerpunkte sollen in den nächsten Jahren der Aufbau neuer Gemeinden und das Wiederbeleben alter Strukturen sein. Ein Engagement, das auch in Deutschland geschätzt wird. "Der Rat ist eine wichtige europäische Intsitution", sagt Stephan Kramer vom Zentralrat der Juden in Deutschland. "Er ist ein Netzwerk der jüdischen Gemeinden und hat eine Brückenfunktion nach Osteuropa."