Jamaikanischer Drogenboss festgenommen
23. Juni 2010Gewehrt hat sich der 42-Jährige nach Angaben der Polizei nicht. Zum Zeitpunkt der Festnahme saß er nicht alleine im Auto. Ein Geistlicher war bei ihm: Pfarrer Al Miller. Er sagte einem Radiosender in Jamaika, Coke habe sich auf dem Weg zur US-Botschaft befunden. Dort habe er sich stellen wollen. Die USA hatten im August letzten Jahres einen Auslieferungsantrag gestellt. Sie werfen dem Drogenboss vor, im großen Stil Marihuana und Crack in die Vereinigten Staaten zu schmuggeln. Für seine Ergreifung hatten die USA eine Belohnung von fünf Millionen US-Dollar ausgesetzt.
Frühere Festnahme scheiterte
Bereits vor einem Monat hatten die jamaikanische Polizei und Armee versucht Christopher Coke festzunehmen. Die Festnahme scheiterte allerdings. Der als "Dudus" bekannte Coke konnte entkommen. Bei der Jagd nach ihm war es zu heftigen Schusswechseln zwischen der Polizei und Cokes Bandenmitgliedern gekommen. Dabei kamen mehr als 70 Menschen ums Leben. Coke hatte sich während des Polizei-Einsatzes mit seinen Bandenmitgliedern in einem Viertel des Stadtteils Tivoli Gardens verschanzt. Dort hat der Drogenbaron viele Anhänger. In den Armenvierteln von Jamaikas Hauptstadt Kingston gilt Coke als eine Art Robin Hood. Er unterstützt dort die Armen, die keinerlei Hilfe vom Staat erhalten.
Unruhen befürchtet
Die Sicherheitskräfte in Jamaika wurden nach der Festnahme Cokes in höchste Alambereitschaft versetzt. Nach der gescheiterten Festnahme im Mai galt in Teilen Kingstons ohnehin eine Ausgangssperre. Sie wurde nun verschärft. Die Polizei rief die Freunde und Familie des Drogenbosses auf, Ruhe zu bewahren und das Gesetz walten zu lassen. Für die Drogenfamilie ist die Festnahme der zweite Rückschlag innerhalb kurzer Zeit. So hatte sich der Bruder des Drogenbosses, Leighton "Livity" Coke, Anfang diesen Monats der Polizei gestellt. Auch er stand auf der Liste der Meistgesuchten. Und auch ihn begleitete damals Pfarrer Al Miller.
Das Imperium Coke
Christopher "Dudus" Coke gilt als Anführer von "Shower Posse", einem international agierenden Drogenring. Die Mitglieder des Drogenrings sollen in den 80ern hunderte Menschen ermordet haben. Cokes Vater, Jim Brown, war ebenfalls Chef einer Drogenbande. 1992 kam er bei einem Gefändgnisbrand ums Leben, als er auf seine Auslieferung in die USA wartete. Laut US-Ermittlern liefert Cokes Bande Marihuana und Crack in großem Stil vor allem in den Großraum New York. Deswegen war er in den USA im August vergangenen Jahres angeklagt worden. Als einen der weltweit gefährlichsten Drogenbarone hatte ihn das Justizministerium der Vereinigten Staaten bezeichnet. Er selbst sieht sich als Geschäftsmann und weist die Vorwürfe zurück. Sollte Coke an die USA ausgeliefert werden, droht ihm dort eine lebenslange Haftstrafe. Derzeit befindet er sich an einem geheim gehaltenen Ort in Jamaika, von wo aus er dem Richter so schnell wie möglich vorgeführt werden soll.
Autor: Marco Müller (epd, afpd, rtrd, ap, dpa)
Redaktion: Oliver Pieper