Der Golfstar, den jeder mag
24. Juli 2017Viele vergleichen ihn bereits jetzt mit Tiger Woods, dem besten Golfprofi aller Zeiten. Ganz so weit ist Jordan Spieth noch nicht, doch er ist auf dem besten Wege, seinem berühmten US-Landsmann einen weiteren Rekord abzujagen. Nach seinem Triumph bei den British Open in Southport am Sonntag fehlt dem 23 Jahre alten Texaner nur noch der Sieg bei der US PGA Championship, um als erst sechster Golfer der Geschichte den so genannten "Karriere-Grand-Slam" zu vollenden. Darunter versteht man Siege bei allen vier "Majors", den wichtigsten Golfturnieren der Welt: US Masters, PGA Championship, US Open und British Open.
Sollte Spieth in drei Wochen auch noch die PGA Championship gewinnen, wäre er der jüngste Golfer, der jemals den Karriere-Grand-Slam geschafft hat. Bisher hält Woods diesen Rekord mit 24-einhalb Jahren. Das Kunststück, die vier Majors zu gewinnen, gelang neben Woods nur noch seinen US-Landsleuten Jack Nicklaus, Ben Hogan und Gene Sarazen sowie dem Südafrikaner Gary Player. "Allein im Atemzug mit diesen Personen genannt zu werden, ist schon eine große Ehre", sagte Spieth nach seinem Triumph in Southport. "Aber alle haben so viel für den Sport geleistet, da bin ich noch meilenweit davon entfernt."
Steile Karriere
Als Achtjähriger begann Jordan Spieth, in seiner Heimatstadt Dallas Golf zu spielen. Sein überragendes Talent wurde schnell offenkundig: Mit zwölf gelang ihm seine erste 62er-Runde. Als 16-Jähriger nahm er mit einer Wild Card als Amateur an einem PGA-Turnier teil und belegte auf Anhieb den 16. Rang. Tiger Woods war "erst" mit 17 Jahren bei einem PGA-Turnier gestartet und damals am Cut gescheitert.
2012 wechselte Spieth ins Profilager. Gleich bei seinen ersten US Open erreichte er einen beachtlichen 21. Rang. Mit 19 Jahren und elf Monaten feierte der Texaner 2013 seinen ersten Turniersieg auf der PGA-Tour und war damit der jüngste Gewinner seit 81 Jahren. Am Ende des Jahres wurde Spieth in der Weltrangliste auf Position 22 geführt, 2014 kletterte er auf den neunten Rang. Bei den US Open landete Spieth auf dem geteilten zweiten Rang. Der erste Sieg bei einem Major-Turnier schien nur noch eine Frage der Zeit.
2015 war es dann so weit - und das gleich doppelt: Erst gewann Spieth das US Masters und dann auch noch die US Open. Erstmals übernahm er im selben Jahr die Spitzeposition der Weltrangliste. Mit seinem Sieg bei den British Open verbesserte sich Spieth in der aktuellen Liste vom dritten auf den zweiten Platz hinter seinem US-Landsmann Dustin Johnson.
Dank an seinen Caddie
Ende 2016 wurde Spieth mit Jahreseinnahmen von gut 50 Millionen Dollar auf Rang neun der Topverdiener im Sport geführt. Trotzdem ist er bescheiden geblieben, neben und auf dem Platz. Spieth wird nicht müde, sich in der Stunde des Erfolgs auch bei seinem Caddie Michael Greller zu bedanken. So legte der 23-Jährige am Sonntag nach der Siegerehrung die prestigeträchtige Silber-Trophäe der British Open in die Arme seines Caddies.
"Es ist schwer, ihn nicht zu mögen", sagt Golfprofi Phil Mickelson über Spieth. In den Klatschspalten der Boulevardpresse taucht Spieth im Gegensatz zu Tiger Woods nicht auf. Bereits seit der High-School-Zeit ist er mit seiner Freundin Annie Verret zusammen. Rückhalt findet der Golfstar auch in seiner Familie, bei den Eltern Christine und Shawn Spieth und den jüngeren Geschwistern Steven und Ellie. Seine Schwester, eine Autistin, sei seine "größte Inspiration", sagt Jordan Spieth. Er hat eine Stiftung gegründet, die sich für die Belange von Menschen mit Behinderung einsetzt.