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Literatur

Juan Goytisolo mit 86 Jahren gestorben

4. Juni 2017

Seit Jahren galt er als Kandidat für den Literaturnobelpreis - bis zuletzt blieb er ihm verwehrt. Mit Juan Goytisolos Tod verliert Spanien einen seiner größten Autoren, einen Mittler zwischen den Kulturen.

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Spanien Juan Goytisolo gestorben
Bild: picture alliance/AP Photo/A. Caro Marin

Der mehrfach ausgezeichnete spanische Schriftsteller und Orientexperte starb am Sonntag im Alter von 86 Jahren in seinem Haus im marokkanischen Marrakesch, wie die Agentur Carmen Balcells in Barcelona mitteilte.

Juan Goytisolo wurde am 5. Januar 1931 als Sohn einer wohlhabenden Familie in Barcelona geboren und wuchs dort auch auf. Bereits 1956 ging er als energischer Gegner des Regimes von Diktator Francisco Franco ins selbstgewählte Exil nach Paris. In Spanien waren seine Werke von 1963 bis zum Tod Francos im Jahr 1975 verboten. In den 1960er Jahren unternahm Goytisolo viele lange Reisen, unter anderem nach Lateinamerika, Nordafrika und in den Nahen Osten. 

Anschließend unterrichtete er an verschiedenen US-Universitäten, ehe er in seinen zweiteiligen Memoiren über seine Kindheit und Jugendzeit unter anderem auch über seine Homosexualität schrieb. Nach dem Tod seiner langjährigen Ehefrau, der französischen Autorin, Übersetzerin und Schauspielerin Monique Lange, im Jahr 1996 ließ sich Goytisolo in Marokko nieder. Dort adoptierte er drei Kinder, die er in seinem Testament zu seinen Universalerben erklärte. 

Kritischer Intellektueller

Zu Goytisolos bekanntesten Werken zählen neben "Trauer im Paradies" die Trilogie "Identitätszeichen", "Rückforderung des Grafen Don Julian" und "Juan ohne Land". In seinen Büchern rechnete der Autor mit der Rückständigkeit der spanischen Gesellschaft während der Franco-Diktatur (1939-1975) ab. In seinen späteren Werken sparte er aber auch nicht mit Kritik am modernen Spanien. So auch in seinem letzten, 2008 veröffentlichten Roman "El exiliado de aquí y de allá" ("Der Exilant von hier und da"), in dem er Konsumwahn und die Macht der Religion an den Pranger stellt. "Wir leben gefangen zwischen Konsum und Terror", sagte Goytisolo damals anlässlich der Herausgabe des Buches. 

Ewiger Nobelpreiskandidat

Seit Jahren galt der Katalane als Kandidat für den Literaturnobelpreis. 2014 erhielt er in seiner Heimat den renommierten Cervantes-Preis. "Goytisolo repräsentiert eine der Spitzen der spanischen Literatur, vor allem in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg", sagte der damalige Jury-Präsident José Manuel Caballero Bonald. 

Goytisolo galt als Pendler zwischen der westlichen und der arabischen Welt, als Mittler zwischen den Kulturen und Religionen. Neben Romanen veröffentlichte er Erzählungen sowie Reise- und Essay-Bände.

bb/gri (dpa, efe)