Junge Kunst hält der Gesellschaft den Spiegel vor
Alle zwei Jahre ehrt der Preis der Nationalgalerie Nachwuchskünstler, die in Deutschland arbeiten. Der Hamburger Bahnhof in Berlin stellt die aufwühlenden Werke der Finalisten aus.
Die Preisträgerin 2019
Die aus Marseille stammende und in Berlin lebende französische Künstlerin Pauline Curnier Jardin ist die Gewinnerin des Preises der Nationalgalerie 2019. Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie, gab die einstimmige Entscheidung der Jury am Donnerstagabend (12.09.2019) in Berlin bekannt.
Pauline Curnier Jardin
Die Französin arbeitet mit Installation, Performance und Video. Ihre Werke sind persönliche Auseinandersetzungen mit historischen Gegebenheiten, Mythologie und Religion. In dem Installationsfilm "Grotta Profunda Approfundita" (Foto), 2017 auf der Biennale in Venedig gezeigt, thematisiert die 39-Jährige die Marienerscheinungen der jungen Ordensschwester Bernadette Soubirous 1858.
Junge Kunst in Deutschland
Neben Jardin hatten es noch Simon Fujiwara aus Großbritannien, Flaka Haliti aus Kosovo und Katja Novitskova aus Estland (v.l.n.r.) unter die besten vier geschafft - von 70 eingereichten Vorschlägen. Ihre Lebensläufe sind international, doch ihre Kunst entsteht in Deutschland. Und sie sind alle jünger als 40.
Simon Fujiwara
Der 36-Jährige nennt seine Kunst eine Mischung aus Politik, Architektur und Biografie. In "Empathy I" (Foto) schickt Fujiwara den Betrachter, der zuvor eine Wartenummer gelöst hat, in einen 5D-Simulator. Doch statt einer amüsanten Reise, wie man sie aus Vergnügungsparks kennt, kommt es zur Konfrontation mit der realen Welt. Die Werke des Briten waren unter anderem in der Tate Modern zu sehen.
Katja Novitskova
Zentrum der Installation "Invasion Curves" von 2018 sind elektrische Baby-Wippen. Die estnische Künstlerin gilt als Pionierin der Post-Internet-Art. Die Werke der 35-Jährigen beschäftigen sich mit der Transformation von Organischem in digitale Daten. Mit ihren futuristischen Landschaften zeigt sie auf, wie fließend der Übergang von Realität zu Virtualität geworden ist.
Flaka Haliti
Die Kosovarin hat Flucht und Vertreibung selbst erlebt. In ihren Werken thematisiert sie Identität in einer globalisierten Welt. Die 37-Jährige war bereits 2015 auf der Biennale in Venedig mit "Speculating on the Blue" (Foto) vertreten. Wer den Raum mit den Metallskulpturen und weißen Wänden betrat, dem blieb der blaue Sand an den Schuhen kleben - und trug ihn unweigerlich aus dem Kosovo-Pavillon.
Ehrung im Hamburger Bahnhof
Das Museum für Gegenwartskunst in Berlin widmet den vier Finalisten noch bis zum 16. Februar 2020 eine Gruppenausstellung und sorgt damit für internationale Aufmerksamkeit auf dem Kunstmarkt. Die Gewinnerin Pauline Curnier Jardin wird zusätzlich im kommenden Jahr mit einer Solo-Ausstellung in einem der Häuser der Nationalgalerie gewürdigt.