Jüdische Sportler während der NS-Zeit
"Dabei sein ist alles" lautet das olympische Motto. In der NS-Zeit galt diese Philosophie leider nicht. Das Sport & Olympia Museum in Köln erzählt in einer Ausstellung die Geschichten von 17 jüdischen Sportlern.
Wahre Sporthelden
Alle 17 Sportler, von denen die Kölner Ausstellung erzählt, waren sehr erfolgreich. Sie feierten nationale wie internationale Triumphe - bis zur Machtübernahme Hitlers. Danach begann für sie eine Zeit der Diskriminierung und Verfolgung. Der Boxer Erich Seelig (Bild) musste beispielsweise 1933 seine Meisterschaftstitel abgeben.
Martha Jacob - Meisterin des Weitwurfs
Martha Jacob aus Berlin war besonders im Speer- und Diskuswerfen begabt. Sie gewann im Laufe ihrer Karriere unter anderem die deutsche und südafrikanische Meisterschaft im Speerwurf. Bei ihrem letzten Besuch in Deutschland 1936 wurde sie von der Gestapo verhört und wanderte aufgrund des aufkommenden Antisemitismus nach Südafrika aus, wo sie als Gymnastiklehrerin arbeitete und weiter Sport trieb.
Ralph Klein - "Mr. Basketball"
1939 floh Ralph Klein mit seiner Familie vor den Nazis nach Ungarn. Sein Vater wurde in Auschwitz umgebracht. In Israel spielte Klein später für die Nationalmannschaft und den Club Maccabi Tel Aviv, den er später auch trainierte. 1983 wurde er Trainer der deutschen Nationalmannschaft. Das in Israel kritisierte Engagement sah Klein als Sieg von "(Nachkriegs-)Deutschland" über "(Nazi-)Deutschland".
Julius "Juller" Hirsch
Zusammen mit Gottfried Fuchs bildete Julius Hirsch das Sturmduo beim Karlsruher FV. Er wurde zweimal Deutscher Meister und wurde gemeinsam mit Fuchs zum ersten jüdischen Nationalspieler. 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert und ermordet. Heute wird Julius Hirsch mit einem nach ihm benannten und vom DFB vergebenen Preis für den Einsatz für Toleranz und Menschlichkeit gedacht.
Walther Bensemann - Ein Fußballpionier
Walther Bensemann ist in vielerlei Hinsicht ein großer Wegbereiter des deutschen Fußballs. Er gründete 1891 den Karlsruher FV und war 1900 an der Gründung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) beteiligt. Doch damit nicht genug: 1920 hob er das heute deutschlandweit bekannte Sportmagazin "Kicker" aus der Taufe. Hier ist die allererste Ausgabe des Hefts zu sehen.
Auf Rekordsprung folgt Ausschluss
Gretel Bergmann lebt heute mit 102 Jahren in den USA. Dorthin wanderte sie 1937 aus. Bei der Olympiade 1936 war die talentierte Leichtathletin um eine Medaille gebracht worden, obwohl sie Rekordhalterin im Hochsprung war. Sie wurde von den Nazis wegen angeblicher Leistungsmängel nicht zur Olympiade zugelassen. In den USA setzte sie ihre Karriere erfolgreich fort.
Sarah Poewe - Triumph in Athen
Die Brücke zur Gegenwart schlägt in der Ausstellung in Köln die deutsche Schwimmerin Sarah Poewe. Sie gewann bei den Olympischen Spielen 2004 über 4x100 Meter Lagen Bronze. Damit ist sie die erste Jüdin, die nach 1936 eine olympische Medaille für Deutschland holte.