1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kann Bollywood in Deutschland Erfolg haben?

Srinivas Mazumdaru /re28. Juli 2016

Ein neuer indischer Fernsehkanal will Bollywood-Filme in deutsche Wohnzimmer bringen. Doch der deutsche Markt ist schwierig und der Erfolg des Projekts fraglich.

https://p.dw.com/p/1JX6w
Indischer Bollywood-Star Shah Rukh Khan
Bild: picture alliance/Dinodia Photo

Die meisten Deutschen verbinden mit Bollywood bunte Kostüme, ausufernde Musical-Elemente und aufwändig choreografierte Tänze. Eine der größten indischen Sendergruppen, Zee TV, will Bollywood und andere indische Produktionen jetzt nach Deutschland bringen. Zee TV, das von sich behauptet, Zuschauer in 165 Ländern zu haben, startet seinen neuen TV-Kanal in Deutschland am Donnerstag (28.7.2016).

Das 24-Stunden-Programm wird über Kabel und per Satellit zu empfangen sein und ist Teil der internationalen Expansionsstrategie der Sendergruppe. Im Januar hatte Subhash Chandra in einem Interview mit der DW geäußert: "Die Inhalte werden speziell maßgeschneidert sein für den deutschen Markt und extra dafür aufbereitet."

Deutschland hat bereits eine große Zahl von Fernsehkanälen und gilt international als schwieriger Markt für ausländische Medienprodukte. Dennoch ist Chandra überzeugt, dass die Zuschauer in Deutschland Zee TV nutzen werden. "Unsere Inhalte sind fröhlich und bunt. Und sie sprechen Zuschauer aller Altersklassen an."

Die Kernzielgruppe sind jedoch Frauen zwischen 19 und 59, die besonders empfänglich sein sollen für die emotionalen Dramen aus Bollywood, die ausgeklügelte Liebesgeschichten rund um Sehnsucht und Leidenschaft sowie Tanz und Musik bieten.

Wachsende Präsenz

Zurzeit werden in Deutschland nur selten indische Filme gezeigt. Der Bollywood-Boom, den der Privatsender RTL 2 mit der regelmäßigen Ausstrahlung von Filmen aus Indien entfacht hatte, ist inzwischen abgeflaut.

Indien Film Bollywood
Gesungen und getanzt wird oft in indischen FilmenBild: picture alliance/ZUMA Press/ India Today

Deutschland gilt als zweitgrößter Filmmarkt in Europa nach dem Vereinigten Königreich. Und Stars des indischen Films wie Shah Rukh Khan haben eine große Fangemeinde etwa in Berlin. Als Khan 2012 zur Premiere seines Films "Don 2" nach Berlin kam, wurde er in Eiseskälte von mehr als 1000 Fans empfangen.

Insgesamt jedoch ist die Zahl der Deutschen, die an indischen Filmen interessiert sind, relativ klein. Der Markt für dreistündige hochemotionale Sagas ist begrenzt.

Friederike Behrends, die Geschäftsführerin des neuen deutschen Kanals, glaubt trotzdem an den Erfolg und sagte gegenüber der Nachrichtenagentur DPA, dass die Deutschen bisher nur einen sehr kleinen Teil des indischen Kinos kennen würden. Tatsächlich handelt es sich um eine der größten Filmindustrien der Welt. Sie hat sehr viel zu bieten, betonte Behrends. "Das ist es, was wir dem deutschen Publikum zeigen möchten."

Bollywood vs. Hollywood

Der Name Bollywood ist eine Nachahmung des Begriffs Hollywood und bezieht sich auf die in der westindischen Stadt Mumbai beheimatete hindi-sprachige Filmindustrie. In anderen Landesteilen werden auch in weiteren Sprachen wie Tamil, Telugu oder Kannada Filme produziert.

Insgesamt liefert Indien jedes Jahr rund 2000 Filme, so viele wie kein anderes Land der Welt. Der Output ist fast viermal so groß wie der aus Hollywood. Wenn es allerdings um die Einnahmen an den Kinokassen geht, liegt die indische Filmindustrie weit hinter der amerikanischen zurück. Der Umsatz bei US-Filmen ist fünfmal so hoch wie der indischer Filme.

Dennoch versucht Bollywood im Verlauf der vergangenen Jahre immer mehr in die Fußstapfen des US-Vorbilds zu treten, etwa bei der angestrebten Professionalisierung innerhalb der Branche. Außerdem versuchen die Bollywood-Macher, die Umsätze zu erhöhen - durch Kinowerbung, Merchandising oder auch den Handel mit Kabel- und Satellitenrechten.

Gleichzeitig gibt es auch von Seiten der Hollywood-Studios ein wachsendes Interesse, Partnerschaften mit indischen Produktionsfirmen einzugehen und Filme in Indien als Ko-Produktionen zu drehen. Bollywood seinerseits hat sich in den letzten Jahren vermehrt darauf konzentriert, die weltweite Präsenz auszubauen, auf ausländische Märkte zu drängen und dort neue Zuschauer zu gewinnen.

"Ein schwieriger Markt"

Nicht ohne Erfolg. Die Popularität indischer Filme wächst auch außerhalb des Subkontinents gestiegen. Indische Filmstars treten mittlerweile auch bei internationalen Film-Festivals auf.

Der Auslandsumsatz indischer Filme ist im vergangenen Jahr nach Angaben des dortigen jährlichen Medienreports für 2016 um 11,5 Prozent gestiegen. Allerdings geht dieses Plus vor allem auf indische Auswanderer zurück, die an ihrem neuen Wohnort alles verschlingen, was aus der alten Heimat kommt. Natürlich auch die Filme.

Genau darin besteht eine der besonderen Herausforderungen für Zee TV auf dem deutschen Markt. Während in den USA mehr als zwei Millionen Inder leben, ist die indische Gemeinde in Deutschland eher klein. 2014 lebten rund 80.000 Inder hier. Das allein kann dem Sender nicht reichen. Um das Projekt zu einem Erfolg zu machen, geht es für Zee also nun darum, auch das deutsche Publikum für sich zu gewinnen.

Logo Zee TV
Zee will Bollywood in deutsche Wohnzimmer bringen

Man habe die Vorlieben der deutschen Zuschauer untersucht, sagt Chandra. "Wir werden ihnen interessante Inhalte bieten." Deutschland sei ein sehr wichtiger Markt, wenn auch ein schwieriger für ausländische Produktionen. "Wenn wie es hier schaffen, dann können wir es überall auf der Welt schaffen. Das ist unsere Überzeugung."