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Karadzic streikt weiter - Plavsic auf freiem Fuß

27. Oktober 2009

Während der ehemalige Serbenführer Karadzic seinen Kriegsverbrecher-Prozess weiter mit Verachtung straft, hat seine frühere Stellvertreterin ihre Gefängniszelle in Schweden vorzeitig verlassen - wegen guter Führung.

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Biljana Plavsic im Dezember 2002 (Foto: dpa)
Wieder frei: Die wegen Kriegsverbrechen verurteilte frühere Präsidentin der bosnischen Serben, Plavsic (Archivfoto 2002)Bild: dpa

Nach der Verbüßung von zwei Dritteln ihrer elfjährigen Strafe kam die heute 79-jährige Biljana Plavsic am Dienstag (27.10.09) frei. Schwedens Regierung erließ ihr nach landesüblicher Praxis das letzte Drittel der Haft. Das vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eingerichtete Haager Tribunal hatte sich bereits im September mit der vorzeitigen Haftentlassung einverstanden erklärt.

Serbische Polizei stellt Personenschutz

Mit einem Sonderflug der Regierung der bosnischen Serbenrepublik traf sie in Belgrad ein, wo sie in Zukunft leben will. Den Flughafen verließ Plavsic weitgehend unbemerkt von der Öffentlickeit über einen Seitenausgang. Die serbische Polizei hat ihr Personenschutz in Aussicht gestellt.

Plavsic war 2003 vom Tribunal für das frühere Jugoslawien in Den Haag als eine der Verantwortlichen für die Ermordung mehrerer tausend Bosnier sowie für Massenvertreibungen im Balkan-Krieg von 1992 bis 1995 verurteilt worden. Die Biologie-Professorin hatte als Stellvertreterin des ebenfalls vom UN-Tribunal in Den Haag angeklagten bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic besonders nationalistische und rassistische Positionen vertreten.

Teilgeständnis in Den Haag

Vor ihren Richtern in Den Haag gestand sie, Minderheiten aus religiösen, ethnischen und politischen Gründen verfolgt und dazu mit para-militärischen Einheiten aus Serbien zusammengearbeitet zu haben. Im Gegenzug für das Teilgeständnis ließ die Anklage den Vorwurf des Völkermords fallen.

Radovan Karadzic (Archivfoto: dpa)
Boykottiert weiter seinen Prozess: Radovan Karadzic (Archivfoto)Bild: AP

Der Völkermord-Prozess gegen Karadzic ist inzwischen mit der Eröffnung der Anklage fortgesetzt worden. Der 64-Jährige boykottierte die Verhandlung wie schon bei der Eröffnung am Vortag. Ähnlich wie Plavsic und der weiter flüchtige Ex-General Ratko Mladic gilt er unter anderem als verantwortlich für das Massaker in Srebrenica, bei dem im Sommer 1995 bis zu 8000 moslemische Männer und Jungen von serbischen Truppen ermordet worden waren.

"Architekt der Verfolgung"

Ankläger Alain Tieger nannte Karadzic in Den Haag den "Oberkommandierenden" der ethnischen Verfolgung in Bosnien. Er sei sowohl der "Architekt" der Politik als auch der Anführer der Kräfte gewesen, die die "dauerhafte Entfernung" von bosnischen Moslems und bosnischen Kroaten aus dem von Serben beanspruchten Bosnien-Herzegowina umsetzten. Dabei habe er "Recht und Menschlichkeit" missachtet.

Autor: Gerd Winkelmann (dpa, ap, afp, rtr)

Redaktion: Hajo Felten

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