Keine Todesstrafe für ägyptischen Milliardär
28. September 2010Knapp ist der wegen Mordes verurteilte Milliardär Hischam Talaat Mustafa dem Tod durch den Strick entronnen. Dazu war er im vergangenen Jahr verurteilt worden, weil es als erwiesen gilt, dass er die Ermordung seiner ehemaligen libanesischen Geliebten beauftragt hatte. Das Opfer Suzanne Tamim wurde im Juli 2008 mit durchgeschnittener Kehle in seiner Wohnung in Dubai gefunden. Als Mörder gilt der ehemalige Polizist Mohsen el Sukkari, der ebenso wie sein Auftraggeber im Mai 2009 die Todesstrafe erhielt.
Am Dienstag (28.09.2010) wurde das Urteil nun in eine Gefängnisstrafe umgewandelt. Mustafa muss für 15 Jahre hinter Gitter, Sukkari wird mit lebenslanger Haft bestraft. Die Todesurteile waren zuvor wegen mehrerer Verfahrensfehler aufgehoben worden.
Prominente Beteiligte
Das Gerichtsverfahren hatte im vergangenen Jahr für erheblichen Medienrummel gesorgt. Denn die Protagonisten in dem tödlich endenden Liebesdrama sind schillernde Persönlichkeiten in der arabischen Welt. Mustafa ist in seiner Heimat Ägypten nicht nur aufgrund seines immensen Vermögens, das er durch Immobiliengeschäfte anhäufen konnte, bekannt. Er galt vor dem Mordprozess außerdem als enger Vertrauter von Staatspräsident Husni Mubarak und dessen Sohn. Sein Opfer, die damals 30-jährige Suzanne Tamim hatte ihre Gesangskarriere einer Casting-Show zu verdanken. Tamim hatte 1996 die libanesische "Studio al-Fann" gewonnen und so den Grundstein für ihre Erfolgslaufbahn als Popdiva gelegt.
Die drei Jahre währende Beziehung zwischen dem Immobilienlöwen und der Sängerin war gescheitert, angeblich hatte Tamim Mustafas Angebot abgelehnt, seine Zweitfrau zu werden. Ihre neue Beziehung mit einem irakischen Kick-Boxer wurde der Libanesin schließlich zum Verhängnis. Eifersucht soll das Motiv für den Mordauftrag Mustafas gewesen sein. Es gilt als erwiesen, dass er dem Ex-Polizisten Sukkari umgerechnet etwa 1,4 Millionen Euro zahlte, damit dieser Tamim tötete. Schuhabdrücke am Tatort überführten Sukkari.
Unabhängige Justiz
Der Prozess gegen Mustafa war wegen seiner guten Beziehungen zu Präsident Mubarak und anderen Funktionären der Regierungspartei von vielen als Test für die Neutralität der ägyptischen Justiz betrachtet worden. Umso erstaunter schienen die Medien im vergangenen Jahr vom Todesurteil gegen den ägyptischen Milliardär. Gegen das neue Urteil können sowohl die Angeklagten als auch die Staatsanwaltschaft noch Berufung einlegen.
Autorin: Carolin Hebig (dpa, afp)
Redaktion: Stephanie Gebert