Kommandoaktion zur Geiselbefreiung
23. September 2013Insgesamt bleibt die Lage unübersichtlich. Das seit mehr als 48 Stunden von islamischen Extremisten besetzte Einkaufszentrum in der kenianischen Hauptstadt Nairobi ist am Montag von mehreren Explosionen erschüttert worden.
Finaler Einsatz gegen die Terroristen
Über dem Einkaufszentrum steigt dichter schwarzer Rauch auf (Artikelbild). Das Fernsehen strahlte Bilder von Soldaten aus, die in neue Stellungen stürmten. Ein gepanzertes Fahrzeug wechselte die Position.
Innenminister Joseph Ole Lenku bestätigte, dass die Sicherheitskräfte ein Kommandounternehmen zur Befreiung der Geiseln gestartet hätten. Dabei wurden nach Angaben des Ministers zwei Extremisten der somalischen Al-Schabaab-Gruppe getötet. Nahezu alle verbliebenen Geiseln seien in Sicherheit. Die Operation sei aber noch nicht abgeschlossen. Er könne das Ende der Aktion nicht vorhersagen, weil die kenianischen Sicherheitskräfte vorsichtig handelten. Die Behörden in Nairobi gehen von zehn bis 15 bewaffneten Angreifern aus.
Das Innenministerium hatte die Bevölkerung aufgefordert, das Stadtviertel Westland weiträumig zu meiden und Platz für Krankenwagen zu machen. Zuvor waren bewaffnete Sicherheitskräfte in die abgesperrte Zone rund um die Westgate-Mall vorgedrungen. Unbestätigten Berichten zufolge sollen unter ihnen auch ausländische Spezialeinheiten gewesen sein.
Vergeltung für Kenias Militärengagement in Somalia
Terroristen hatten das Einkaufszentrum am Samstagmittag gestürmt, zahlreiche Besucher erschossen und später Geiseln genommen. Das Rote Kreuz korrigierte die Zahl der Todesopfer von 69 auf 62 herunter. Fast ebenso viele Menschen würden noch vermisst. Die Zahl der bei dem Blutbad verletzten Menschen liegt bei fast 200. Unter den Opfern sind auch viele Ausländer.
Das Attentat auf das Einkaufszentrum ist der schwerste Terroranschlag in Kenia seit dem Attentat auf die US-Botschaft in Nairobi 1998. Die mit Al-Kaida verbündete islamistische Schabab-Bewegung aus Somalia hatte seit Langem mit Anschlägen in Kenia gedroht, nachdem Kenias Armee Ende 2011 in den Konflikt im Nachbarland Somalia eingegriffen hatte.
lKenianische Soldaten hatten die Schabab aus weiten Teilen Südsomalias vertrieben. Das bei der kenianischen Mittelschicht und Touristen gleichermaßen beliebte Westgate-Einkaufszentrum galt - auch wegen seiner israelischen Eigentümer - als mögliches Terrorziel und war mit privaten Sicherheitskräften vergleichsweise gut gesichert.
Unterstützung aus Israel
Ein israelischer Diplomat bestätigte, dass sein Land Kenia im Umgang mit dem Geiseldrama in einem Einkaufszentrum in Nairobi hilft. "Wir sind vor Ort und liefern Unterstützung", sagte der stellvertretende Botschafter Israels in Kenia, Yaki Lopez, der Nachrichtenseite ynet. "Wir sind hier und sehen, wie wir helfen können."
Israel hat Berichte über eine Beteiligung an dem Einsatz von Elitetruppen bislang nicht offiziell bestätigt. Weder Sprecher des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu noch die Armee, das Verteidigungsministerium oder das Außenministerium wollten sich zu dem Thema äußern.
qu/sti (rtr, dpa, afp)