Kommentar: BVB wie "deutsches Barça"
21. April 2012Borussia Dortmund ist Meister – das kann doch nur ein "One-Hit-Wonder" sein, ein einmaliges Fußballwunder. So dachten im Sommer 2011 wahrscheinlich viele Fans des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München - und fühlten sich Anfang der aktuellen Saison bestätigt. Der Titelverteidiger wirkte nach der Sommerpause ausgelaugt, Lockerheit und Spielfreude waren verflogen. Die Bayern dagegen spulten ihr Programm souverän, teilweise auch glanzvoll herunter. Der Meistertitel schien nur noch Formsache. Doch dann wandelte sich das Bild. Während die Münchner kriselten, erspielten sich die Dortmunder eine in der Geschichte der Bundesliga beispiellose Erfolgsserie: 26 Spiele hintereinander blieben sie ungeschlagen und machten schon am drittletzten Spieltag die Titelverteidigung perfekt.
Blindes Verständnis, blendend umgesetzt
Das ist kein Wunder, sondern Ergebnis eines langfristigen Konzepts, das aus der Not geboren wurde. Als Borussia Dortmund 2005 kurz vor dem Ruin stand, war der Verein gezwungen, auf junge und damit billige Talente zu setzen. Bescheidenheit war das Motto, finanziell wie sportlich. Trainer Jürgen Klopp, der 2008 von Mainz nach Dortmund wechselte, hatte Zeit, eine homogene, Mannschaft aufzubauen. Heute verstehen sich seine Spieler auf dem Platz blind und setzen Klopps Fußball-Philosophie der schnellen Pass-Kombinationen blendend um.
Moderner, attraktiver Offensivfußball
Der BVB entwickelt sich damit in puncto Spielidee immer mehr zum "deutschen FC Barcelona" – auch wenn der Vergleich mit der besten Vereinsmannschaft der Welt vermessen scheint, weil Dortmund keinen Messi hat. Doch die anderen Zutaten des Erfolgs verweisen auf Parallelen: junge Spieler, die unter einem charismatischen Trainer zusammengewachsen sind und das Konzept eines modernen, attraktiven Offensivfußballs verinnerlicht haben. Bayern München bleibt im deutsch-spanischen Vergleich eher die Rolle von Real Madrid: mit Stars besetzt, auch erfolgreich, doch selten hinreißend.