Die Fernsehbilder aus Peking, Tokio und Seoul wirkten so, als ob Donald Trump zu Besuch bei alten Freunden war. Mit Xi Jinping ging er in die Oper, mit Shinzo Abe spielte er Golf und mit Moon Jae-in erfreute er sich an seinem Lieblingslied "My Way" von Frank Sinatra. Die Gastgeber versprühten ihren ganzen Charme und überreichten einfallsreiche Geschenke, der Gast lobte viel zurück. Keine Tritte in Fettnäpfchen und keine Tiraden auf Twitter störten die Harmonie.
Gemäßigter Ton
Im Tonfall gegenüber Nordkorea blieb Trump überraschend gemäßigt und verzichtete auf persönliche Herabsetzungen von Führer Kim Jong Un. Das Schimpfwort vom "kleinen Raketenmann" fiel nicht, stattdessen wurde der junge Diktator mit einem "Deal" gelockt. Die Handelsdefizite der drei asiatischen Länder mit den Vereinigten Staaten kritisierte Trump zwar als "einseitig" und "unfair". Aber milliardenschwere Vereinbarungen mit China und vermehrte Käufe von US-Waffen durch Japan und Südkorea stimmten den Präsidenten gleich wieder versöhnlich.
Diese Schau funktionierte besonders gut, weil man in Asien nicht gerne das Gesicht verliert. Also streichelte man das Ego von Trump mit inszeniertem Jubel, pompösen Paraden sowie kitschigen Gesten und ging den Streitfragen aus dem Weg. Die Kehrseite dieses Glattbügelns liegt darin, dass man nach der Abreise von Trump nicht schlauer ist als zuvor. So müssen Japan und Südkorea nach wie vor einen militärischen Angriff der USA gegen Nordkorea befürchten, die Gegenschläge auf ihre eigenen Territorien nach sich ziehen könnte. Genauso bleibt China im Unklaren darüber, ob sich die USA unter Trump noch als pazifische Großmacht verstehen und den chinesischen Einfluss in Asien wie bisher eindämmen wollen.
In der Vergangenheit waren die Regierenden in Peking, Tokio und Seoul es gewohnt, dass der US-Präsident als Anführer des Westens und der Welt auftrat und die Werte von Demokratie und Menschenrechten zumindest der Form halber hochhielt. Doch für Trump gibt es nur "Amerika zuerst". Was dies außen- und sicherheitspolitisch bedeutet, weiß er womöglich selber nicht genau. Über Nordkorea und Handelsfragen hinaus waren bei dieser Reise keine Strategien und Ziele zu erkennen. Trump kam es nur darauf an, selbst möglichst gut auszusehen. Und seine Gastgeber ließen ihn frei nach der Devise "Trump zuerst" gewähren.
Die USA bleiben weiterhin unberechenbar
Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch: Die USA bleiben unter diesem Präsidenten unberechenbar. Dass die Sicherheitsarchitektur in Ostasien einst von Washington geschaffen und seitdem erhalten wurde, davon weiß Trump nur wenig. Die hohen Militärausgaben dafür sieht er nur als Belastung. Daher werden Japan und Südkorea auch nach diesem Besuch weiter Angst haben, von ihrem bisherigen Schutzpatron USA verraten zu werden. Auch die Trump'sche Bewunderung von Chinas Machthaber Xi sehen Tokio und Seoul mit Argwohn. Schließlich verfolgt der Autokrat neuerdings eine Großmachtdiplomatie mit chinesischer Note.
Allerdings hat auch die Führung in Peking keine Gewissheit, dass sich die Weltordnung unter Trump zu ihren Gunsten verschieben wird. Zwar spielt der amerikanische Ausstieg aus dem Freihandelsabkommen der Pazifikstaaten (TPP) China in die Hände. Und auch der "neuen Seidenstraße" von China wollen die USA nichts entgegensetzen. Aber der Streit um das Atom- und Raketenprogramm von Nordkorea könnte Trump dazu zwingen, sich sogar stärker in Asien zu engagieren als bisher. Dabei ist ein direkter Showdown mit Peking denkbar. Auch ein Handelskrieg zwischen China und den USA kann jederzeit ausbrechen, falls Trump damit seine Wähler beeindrucken kann. Daran hat dieser Staatsbesuch trotz seiner schönen Bilder gar nichts geändert.
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