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Tod eines Mutigen

Miodrag Soric23. April 2007

Er war ein mutiger Mann: Boris Nikolajewitsch Jelzin, der am Montag (23.4.) mit 76 Jahren verstarb. Gerade Deutschland hat dem ehemaligen russischen Präsidenten viel zu verdanken. Miodrag Soric kommentiert.

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Bild: DW

Er stellte sich im August 1991 den letzten kommunistischen Putschisten, die die politischen Uhren zurück drehen wollten, in den Weg. Auf dem Panzer stehend vor dem so genannten Weißen Haus in Moskau, führte er den Widerstand an, riskierte dabei sein Leben. Er sorgte dafür, dass die totalitäre Sowjetunion friedlich aufgelöst wurde. Damit waren die Grundlagen geschaffen für eine demokratische Entwicklung der früheren Sowjetrepubliken.

Viel zu verdanken

Besonders Deutschland hat Boris Jelzin viel zu verdanken: Er holte als erster demokratisch gewählter Präsident Russlands die Truppen seines Landes aus dem wiedervereinigten Deutschland nach Hause. Die Deutschen mochten - wie die meisten Europäer - diesen russischen Bären von Mann. Der Westen, allen voran Altbundeskanzler Helmut Kohl, unterstützten Jelzin bei dessen schwierige Aufgabe der Umstrukturierung der einst sozialistischen Kommandowirtschaft: Russland wurden Milliardenkredite gewährt. Jelzin regierte einen Staat ohne Staatseinnahmen. Doch nicht alle wirtschaftlichen Probleme des größten Flächenstaates der Erde ließen sich mit Geldscheinen zukleben. Der Sumpf der Korruption im Kreml ist vom Westen gewässert worden. Am Ende hatte Boris Jelzin auch nicht immer eine glückliche Hand bei der Wahl seiner Berater und Minister. So mancher schädigte die russische Volkswirtschaft in Milliardenhöhe. Doch war der Prozess des Übergangs von der Plan- hin zu Marktwirtschaft ohne Vorbild. Es wäre naiv anzunehmen, dass andere Politiker keine Fehler gemacht hätten.

Das Image Russlands unter Boris Jelzin war gut, viel besser als heute. Jelzin vertrieb den KGB-Mief aus den Fernseh- und Zeitungsredaktionen. Russlands Medien waren frei. Sie informierten die Menschen über das, was im Land passierte. Heute besteht ihre Aufgabe vor allem darin, dem Kremlchef zu applaudieren.

Bettlägeriger Anspruch

Freilich wurde der moralische Anspruch von Boris Jelzin von Zeit zu Zeit bettlägerig: Er ging im Oktober 1993 blutig gegen das Parlament vor, das seine Macht beschneiden wollte. Er traf im ersten Tschetschenienkrieg falsche Entscheidungen. Teile seiner Familie bereicherten sich unzulässig. Jelzin war sicher auch kein guter Verwaltungsfachmann. Widersprüche zwischen den Gesetzen in den Regionen und denen der Zentralregierung sorgten dafür, dass das Riesenreich fast unregierbar wurde.

Und dennoch: Jelzin wird – bei allen seinen Fehlern - in die Geschichtsbücher eingehen als gewissenhafter Mensch in einer gewissenlosen Zeit.; als jemand, der eine Demokratie und Marktwirtschaft aufbauen musste, ohne auf gestandene Demokraten und erfahrene Marktwirtschaftler zurück greifen zu können. Wie er das alles geschafft hat? Boris Jelzin war ein mutiger Mann.