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Verloren in der Matrix

Hofmann Max Kommentarbild
Max Hofmann
12. Juli 2015

Immer noch zeichnet sich kein wirklicher Kompromiss in der Griechenland-Krise ab. Es gibt einfach keine politische Schnittmenge aller Akteure, meint Max Hofmann.

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Sanduhr vor Griechenland-Flagge (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

Er gebe nie die Hoffnung auf, meinte EU-Kommissar Pierre Moscovici beim Enteilen in die Brüsseler Nacht. Vorangegangen waren neun zähe Stunden, in denen die Finanzminister der Eurozone nach der Kompromisslinie suchten, die in ihren jeweiligen Heimatländern tragfähig wäre.

Am Schluss konnten sie sich nicht einmal auf ein gemeinsames Statement einigen. Denn die Unterschiede bei den politischen Inhalten sind gigantisch. Ein Beispiel dafür: Syriza, das griechische Sammelbecken für linksextreme Strömungen auf der einen Seite und die "Wahren Finnen" auf der anderen Seite, Teil der Regierungskoalition in Finnland, Rechtspopulisten. Gegen letztere wirkt der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble wie ein Softie. Die einen wollen unbedingt ein neues Hilfspaket für Griechenland, die anderen wollen es auf keinen Fall.

Europäisches Urvertrauen zerstört

Auch bei der politischen Kultur gibt es nicht mehr die notwendigen Schnittmengen. Deutsche, Slowaken, Niederländer und andere glauben einfach nicht mehr daran, dass gefundene Kompromisse in Griechenland dann auch tatsächlich in die Tat umgesetzt werden. Es ist fast, als wäre eine Art europäisches Urvertrauen nachhaltig zerstört. Die Alternative, jeden Schritt in Griechenland mit institutionellen Aufpassern misstrauisch zu überwachen, würde die dortige Abneigung auf den angeblichen Zuchtmeister Deutschland nur noch weiter schüren.

Die Griechenland-Krise scheint auch noch der wichtigsten politischen Allianz der EU einen Tiefschlag verpasst zu haben. Deutschland und Frankreich sitzen sich, zumindest in der Eurogruppe, als Gegner gegenüber. Die französische Regierung möchte das Hilfspaket, nach dem Motto "Wird schon werden", die Deutschen bestehen auf Verträgen und Regeln. Es scheint fast als hätte die Krise Herz und Hirn der EU gespalten.

DW-Korrespondent Max Hofmann (Foto: DW)
DW-Korrespondent Max Hofmann

Bis zur letzten Sekunde

Wenn sich die Eurogruppe auch an diesem Sonntag nicht einigen kann, hängt es also wieder an den Staats- und Regierungschefs. Sie sollen sich über das ganze Klein-Klein der Finanzminister hinweg setzen und endlich den großen Wurf zur Griechenland-Rettung liefern. Das wird aber nur gehen, wenn sie in der Matrix endloser Eurogruppen- und Gipfelparaden die Linie eines möglichen Kompromisses finden. Nach ihr werden am Sonntag alle bis zur letzten Sekunde suchen. Aber der Verdacht liegt nahe: Zum ersten Mal in der Geschichte des Euro existiert die Kompromisslinie vielleicht gar nicht.

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