Kongos Oppositionsführer findet letzte Ruhe
31. Mai 2019Das politische Tauziehen um den Leichnam von Étienne Tshisekedi ist vorbei. Nach mehr als zwei Jahren in einem belgischen Leichenhaus sind die sterblichen Überreste des Oppositionsführers in seine Heimat überführt worden, die Demokratische Republik Kongo. Am Flughafen der Hauptstadt Kinshasa erwiesen Tausende dem Politiker, der im früheren Zaire mehrere Male Premierminister war, die letzte Ehre. Allen voran Felix Tshisekedi, der Sohn des Toten und heutiger Präsident des Kongo. Er hatte vor wenigen Monaten in einer umstrittenen Wahl und unter dubiosen Umständen die Macht vom einstigen Widersacher seines Vaters, dem Langzeit-Präsidenten Joseph Kabila, übernommen. Erst deshalb war überhaupt an den Rücktransport des Vaters zu denken.
In der wechselhaften politischen Geschichte der heutigen Demokratischen Republik Kongo taucht Étienne Tshisekedi mehrfach als wichtiger Widersacher der autoritären Langzeitherrscher Mobutu Sese Seko, Laurent Kabila und dessen Sohn Joseph auf, die das zentralafrikanische Land insgesamt über mehrere Jahrzehnte beherrschten. 1982 gründete Tshisekedi mit einigen Verbündeten die Oppositionspartei UDPS, wirkte mehrfach als Premierminister von Einheitsregierungen. Zwischenzeitlich musste er ins Exil, bevor er nach Kinshasa zurückkehrte. 2011 trat er als Gegenkandidat zu Joseph Kabila an.
Angst vor einer Leiche
In seinen letzten Lebensjahren war Tshisekedi einer der lautesten Kritiker von Präsident Kabila. Seit 2016 war dieser überhaupt nicht mehr demokratisch legitimiert, zögerte jedoch Neuwahlen immer weiter hinaus. Diesen Zustand kritisierte Tshisekedi, solange er konnte. Im Frühjahr 2017 musste er sich einer medizinischen Behandlung unterziehen und reiste deshalb nach Belgien. Dort starb er kurz darauf an einer Lungenembolie.Die Nachricht vom Tod des 84-Jährigen rief Oppositionsanhänger auf den Plan, es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Kabila musste rund um ein Begräbnis weitere Unruhen und Aufstände seiner Gegner befürchten. Also untersagte er kurzerhand die Rückführung des Leichnams.
Ende 2018 ließ Kabila schließlich die mehrfach in Aussicht gestellten Wahlen abhalten - verschob sie jedoch kurzfristig um eine Woche und schloss mehrere Oppositionshochburgen de facto komplett davon aus. Er selbst durfte nicht mehr antreten, nominierte jedoch einen Getreuen, der ihm mutmaßlich nach einer Karenzzeit zurück ins Amt verhelfen sollte. Überraschend wurde dann Oppositionspolitiker Felix Tshisekedi zum Sieger erklärt. Kritiker glauben jedoch, dass Kabila bei diesem Ergebnis nachgeholfen hat und mit Tshisekedi einen Deal eingegangen ist.
ehl/rb (ap, rtr, afp)