Kriegserbe: Bombenentschärfungen in Deutschland
Mehr als 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg liegen immer noch tausende Blindgänger im Boden. Kampfmittelräumdienste der Bundesländer machen jährlich bis zu 5.500 Bomben und Tonnen sonstiger Munition unschädlich.
Chaos am Berliner Hauptbahnhof
Experten der Polizei bereiten auf dem Bild die Bombe für die Entsperrung vor. Der 500-Kilo-Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg wurde bei Bauarbeiten in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs entdeckt. Etwa 10.000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen, der Hauptbahnhof sowie Teile der Innenstadt sind lahmgelegt.
Mega-Evakuierung in Frankfurt
Es war die bislang größte Evakuierungsaktion der deutschen Nachkriegsgeschichte: Mehr als 60.000 Menschen mussten am 3. September 2017 in der Stadt am Main ihre Wohnungen verlassen, damit die Entschärfer vom Kampfmittelräumdienst ihren Job machen konnten. Die Zeit vertrieben sich die Evakuierten unter anderem in Museen oder auf dem Messegelände, wo es Verpflegung und Liegemöglichkeiten gab.
Weihnachten mit Hindernissen
In Augsburg mussten die Sprengmeister 2016 während der Weihnachtsfeiertage ausrücken, um einen fast zwei Tonnen schweren Blindgänger unschädlich zu machen. Nach einiger Tüftelei gelang ihnen das, und etwa 54.000 evakuierte Bewohner konnten nach zwölf Stunden erleichtert in ihre Wohnungen zurückkehren.
Letzte Möglichkeit: Sprengung
Im August 2012 musste in München eine US-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg kontrolliert gesprengt werden. Versuche, die 250 Kilogramm schwere Bombe zu entschärfen, waren gescheitert. Die Druckwelle der Explosion beschädigte Fassaden, viele Fenster gingen zu Bruch. Auch den Oranienburgern in Brandenburg etwa blieb 2017 nichts anderes übrig, als auf diese Weise einen Blindgänger loszuwerden.
Ein gefährlicher Job
Bei einer Routine-Entschärfung explodierte im Sommer 2010 in Göttingen ein Blindgänger. Dabei kamen drei Sprengmeister ums Leben, weitere Menschen wurden verletzt. Ein paar Jahre zuvor starben auch in Wetzlar Sprengstoffexperten, als sie eine Fliegerbombe unschädlich machen wollten. Insgesamt ließen seit 2000 elf Sprengmeister bei Entschärfungen ihr Leben.
Munition auf dem Meeresgrund
Ob Minen, Bomben oder Granaten: Auch in Nordsee, Ostsee und Binnengewässern rostet noch viel Explosives aus dem Zweiten Weltkrieg vor sich hin - schätzungsweise mehr als 1,5 Millionen Tonnen. Denn so manche Munition wurde vor Kriegsende von den Deutschen versenkt, damit sie den Alliierten nicht in die Hände fiel. Anderes wurde nach dem Krieg im Auftrag der Siegermächte im Meer abgeladen.
Bombengeplagtes Koblenz
In Koblenz, das im Zweiten Weltkrieg Ziel vieler Luftangriffe war, musste schon so mancher Blindgänger untauglich gemacht werden. Die Koblenzer mussten etwa 1999, 2011 und 2015 für Bombenentschärfungen ihre Wohnungen verlassen. Für die Entschärfung und Sprengung mehrerer Bomben im Rhein im Dezember 2011 wurden ganze 45.000 Menschen evakuiert.
2000 Kilogramm in Ludwigshafen
In Ludwigshafen wurde 1997 eine britische 40-Zentner-Luftmine gefunden. Die löste die bis zu dem Zeitpunkt größte Evakuierungsaktion der Nachkriegsgeschichte aus: 26.000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen, damit Experten die Entschärfung durchführen konnten.